«Am Anfang haben wir mit eigenen Rüstabfällen experimentiert»
Die beiden Zürcher Valentin Schilter und Moritz Weibel sind eigentlich Filmemacher. Seit einigen Monaten brauen sie jedoch in ihrem Büro Brodo Salé – ein Anti-Foodwaste-Getränk aus gerettetem Gemüse.
Auf dem Fläschli von Brodo Salé ist ein Brokkoli abgebildet, der Brille und Bart trägt. Habt ihr ein neues Hipster-Getränk erfunden?
Valentin: Nein, natürlich nicht! Wir wollten dem Brokkoli eine Persönlichkeit geben.
Was für eine Persönlichkeit hat denn der Brokkoli?
Moritz: Er heisst Brocco Loco, ist also ein bisschen verrückt. Er ist eigentlich nur der Strunk des Brokkolis und würde gerne ein Star sein. Die meisten Leute schenken ihm aber keine Aufmerksamkeit. Das wollen wir ändern. Denn im Brokkolistrunk stecken viele Ressourcen. Er versinnbildlicht die Verschwendung von Gemüse daher sehr gut!
«Wir wollten dem Brokkoli eine Persönlichkeit geben.»
Wann wurde euch das klar?
Valentin: Wir machen Filmproduktionen im Bereich «Food & Beverage». Während den Dreharbeiten haben wir gemerkt, wie viel Abfall bei der Herstellung von Convenience Food anfällt. Bisher wurde dieser direkt in der Biogasanlage verwertet. Wir schieben mit der Produktion von Brodo Salé einen Zwischenschritt ein.
Wieso macht ihr ein Getränk?
Valentin: Wenn wir zum Beispiel in der Migros ein Regal mit Brokkolistrünken aufbauen würden, würde sie niemand kaufen. Sie müssen also weiterverarbeitet werden. Ein Getränk hat sich angeboten, weil es in vielen Bereichen eingesetzt werden kann – beim Sport, zum Apéro, für zwischendurch, nach dem Ausgang, oder um Kindern Gemüse einzuflössen.
«... beim Sport, zum Apéro, für zwischendurch, nach dem Ausgang, oder um Kindern Gemüse einzuflössen.»
Was ist denn die Hauptzutat von Brodo Salé?
Moritz: Der Brokkolistrunk und Rüeblispäne. Diese fallen auch in grossen Mengen an, weil Rüebli zwar rund sind, aber in Streifen geschnitten werden. Das, was übrig bleibt, erinnert von der Form her ein bisschen an Holzspäne – ist aber total fein. Seit wir Brodo Salé produzieren, kochen wir auch sonst mit diesen Rüeblispänen.
Woher habt ihr das Gemüse?
Valentin: Eigentlich wollten wir mit lokalen Restaurants zusammenarbeiten. Das ging aber unter anderem wegen dem Lebensmittelgesetz nicht. Deshalb haben wir Rüstereien aus der Region angefragt und sie waren alle sofort begeistert. Eine konnten wir jetzt als Partnerin gewinnen.
Wie viel Gemüse wird mit einem Fläschchen Brodo Salé gerettet?
Moritz: Pro Fläschchen kochen wir ungefähr 300 Gramm aus. Wir verwenden immer Brokkoli, Rüebli und Kabis. Das sind Gemüsesorten, die in der Schweiz das ganze Jahr über produziert werden. So schmeckt Brodo Salé immer gleich – salzig, aber auch etwas süss.
«Brodo Salé schmeckt immer gleich – salzig, aber auch etwas süss.»
Wie lange musstet ihr am Rezept tüfteln?
Moritz: Wir haben am Anfang daheim mit eigenen Rüstabfällen experimentiert. Als wir merkten, dass auch andere die Idee cool finden, haben wir uns eine Testanlage für 30 Liter angeschafft. Valentin: Das Grundrezept haben wir jetzt fertig. Aber bis wir so weit waren, haben wir sicher zwanzig bis dreissig Töpfe gekocht. In Zukunft werden wir vielleicht noch saisonabhängige Geschmäcker auf den Markt bringen.
Im Moment sammelt ihr auf wemakeit Geld für eine grössere Anlage. Wo kocht ihr die Brodo Salé zurzeit?
Valentin: Wir brauen Brodo Salé bei uns im Büro: Wenn das Getränk kocht, arbeiten wir an den Filmen. Wenn wir aber noch mehr Brodo Salé produzieren möchten, müssen wir uns eine andere Lösung überlegen. Aber zuerst wollen wir wissen, ob die Schweiz für ein fein gesalzenes Erfrischungsgetränk auf Gemüsebasis bereit ist.
Adresse
Brache Guggach
Ecke Wehntaler- / Hofwiesenstrasse
Wehntalerstrasse 109
8057 Zürich
Infos
Am Freitag, 7. September, und am Samstag, 8. September, findet auf der Brache Guggach ab 18 Uhr respektive 15 Uhr das Quartierfest «Musikwelle Guggach» statt. An diesem Fest kann auch der «Brodotyp», der Prototyp der Brodo Salé, probiert werden.
Noch bis Mitte September sammeln Moritz und Valentin auf der Crowdfunding-Plattform wemakeit Geld für eine bessere Infrastruktur.