«Wie bin ich denn auf diese Idee gekommen?»
Das Theater Anundpfirsich organisiert zum sechsten Mal das Zürcher Impro-Theater Festival Spunk. Vom 17. bis 21. Oktober treten Ensembles aus der Schweiz und dem Ausland zusammen auf. Mit dabei ist auch Organisatorin und Improvisations-Schauspielerin Emilia Meincke.
Beim Improvisationstheater gibt es keine vorgegebene Handlung und keinen im Voraus festgelegten Dialog. Wie bereitest du dich auf einen Auftritt vor?
Ich trete ja nie alleine auf. Deshalb versuche ich, mit meinem Bühnenpartner in Kontakt zu treten und eine Verbindung aufzubauen – zum Beispiel durch ein Gespräch oder ein gemeinsames Essen vor dem Auftritt. Mir ist es wichtig, dass ich spüre, wie mein Partner drauf ist. Manchmal macht man auch vor der Show ein gemeinsames Warm-up, zum Beispiel Aufmerksamkeits- und Assoziationsübungen. Wenn ein Auftritt unter einem Thema steht, weil wir für einen Kunden spielen, recherchiere ich vorgängig: Was ist das Thema und was ist die Geschäftsphilosophie?
Beim Spunk gibt es den «Gala-Maestro», bei dem die Schauspieler von den Regisseuren grobe Vorgaben erhalten. Macht das nervös?
Nein, ich sehe die Vorgabe als Geschenk. Vorgaben dienen der Inspiration. Ich werde auch nicht nervös, wenn ich nicht weiss, was ich machen soll, weil zum Beispiel eine Aufgabe schwierig oder missverständlich formuliert ist. Ich habe dann eher das Gefühl, dass ich machen kann, was ich will. Meist spiele ich dann auch das, was mir sofort eingefallen ist.
«Die Kunst ist, ruhig zu bleiben, bis die Idee kommt.»
Keine Angst vor dem völligen Black-out?
Nein, im Gegenteil. Ich finde es am allerschönsten, wenn mein Kopf leer ist. Diese Leerstelle fühlt sich wie fliegen an. Dann muss ich nämlich wirklich improvisieren und meinen Bühnenpartner überraschen. Dann kann ich nämlich hinterher denken: Wie bin ich denn auf diese Idee gekommen? Die Kunst ist aber, ruhig zu bleiben, bis die Idee kommt.
Hast du diese Kunst schon immer beherrscht?
Als ich mit Improvisationstheater anfing, war ich vor den Shows ziemlich nervös. Ich habe mir immer überlegt, wie ich auf die Bühne gehen, was für eine Figur ich spielen und was für eine Geschichte ich erzählen soll. Ich unterrichte ja auch Improvisationstheater und weiss, dass es vielen meiner Schülerinnen und Schüler ähnlich geht.
Du bist Teil des Ensembles Anundpfirsich, das Ausbildungen und Kurse im Improvisationstheater anbietet. Wer besucht diese?
Es gibt Leute, die einfach ein neues Hobby suchen oder eine unserer Shows besucht haben und es jetzt selber ausprobieren wollen. Andere möchten zum Beispiel spontaner und schlagfertiger werden. Es sind also die unterschiedlichsten Leute – vom Studenten über die Handwerkerin bis zum Manager. Die meisten sind zwischen Ende 20 und Mitte 40.
«Kinder improvisieren ganz anders als die meisten Erwachsenen.»
Du bietest auch Kurse für Kinder an. Sind sie die besseren Improspieler?
Sie improvisieren ganz anders als die meisten Erwachsenen. Diese versuchen oft, sinnhaft zu spielen, während Kinder noch viel assoziativer sind. Es fällt ihnen leicht und sie sind noch nicht so gehemmt. Zumindest bis sie etwa elf, zwölf Jahre alt sind. Danach spielen sie auch wieder viel mehr nach Sinn und wollen möglichst keine Fehler machen. Wir müssen dann ganz oft sagen, dass sie einfach Spass haben sollen und es kein Richtig oder Falsch gibt. Bei den Erwachsenen müssen wir das auch oft wiederholen, wobei es dort auch solche gibt, die einfach mal wieder rumalbern wollen.
«Ein guter Improspieler ist für mich jemand, der sich stark für seinen Bühnenpartner interessiert.»
Was macht einen guten Improspieler aus?
Diese Frage würde vermutlich jeder Improspieler anders beantworten! Ein guter Improspieler ist für mich jemand, der sich stark für seinen Bühnenpartner interessiert und keine Angst hat, die Führung zu übernehmen – oder abzugeben. Gleichzeitig muss er sich mit Haut und Haar dem Spiel hingeben und nicht denken, dass immer alles brillant sein muss.
Adresse
Comedyhaus
Albisriederstrasse 16
8003 Zürich
Infos
Das Zürcher Impro-Theater Festival Spunk findet vom 17. bis 21. Oktober 2018 im Comedyhaus statt. Es gibt eine eigene Show für Kinder. Weitere Infos findest du hier.