Tinder für die Partyszene
Mit der App «InClub» lassen sich private Veranstaltungen organisieren und finden. Mitgründer Leonardo Reinhard erklärt, wie die App funktioniert und wie man im Corona-Lockdown aus der Not eine Tugend machen musste.
Leonardo, was kann man sich unter der App «InClub» vorstellen?
Die App gibt Privatpersonen die Möglichkeit, eigene Veranstaltungen zu teilen und Gäste hierfür zu finden. So können App-Nutzer*innen an privaten Festen und Events teilnehmen.
Und wie genau funktioniert das?
Wenn ich eine Veranstaltung organisieren beziehungsweise besuchen will, dann gebe ich in die verschiedenen Filter genau jene Kriterien ein, nach denen ich suche – etwa das Alter der Gäste, die Art der Musik oder die Drinks und Snacks, die man mitnehmen soll. Die Plattform bringt dann die verschiedenen Events mit genau jenen Gästen zusammen, die perfekt dazu passen.
«Dann kam Corona und auf einen Schlag war alles im Lock- oder Shutdown.»
Was ist die Geschichte hinter der App?
Mein Partner Sven Affeltranger und ich haben uns relativ früh selbstständig gemacht und begonnen, gemeinsam Events zu organisieren. Zuerst im Business-Bereich, dann jedoch mehr und mehr im Nightlife. Unser Label mit konzeptbasierten, nachhaltigen Veranstaltungen kam sehr gut an, doch es hat uns immer ein wenig gestört, dass wir als Veranstalter an eine Location gebunden waren. Also haben wir versucht, das irgendwie zu umgehen.
Wie ging es weiter?
Wir träumten von einer Plattform, auf der verschiedene Gaststätten und Locations eigene Veranstaltungen posten und über die Plattform Gäste gewinnen können. Im Lauf der Zeit konnten wir mehr und mehr Clubs, Bars und Restis für unsere Idee gewinnen. Das war etwa 2020. Dann aber kam Corona und auf einen Schlag war alles im Lock- oder Shutdown. Das hat uns einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.
«Menschen konnten ihr eigenes kleines Event, ihren Geburtstag oder ihren gemeinsamen Spielabend posten.»
Was kam dann?
Als Start-up muss man agil sein und neue Chancen finden und nutzen. Wir machten uns lange Gedanken darüber, wie es weitergehen soll, und kamen schliesslich auf eine – doch recht spannende – Idee: Anstatt Gaststätten auf die Plattform zu holen, versuchten wir es mit privaten Veranstaltungen. Menschen konnten ihr eigenes kleines Event, ihren Geburtstag oder ihren gemeinsamen Spielabend posten und hierfür mögliche Teilnehmende finden. Die Idee kam von Anfang an extrem gut an.
Das heisst, ihr habt aus der Not eine Tugend gemacht und habt euch von eurer ursprünglichen Idee komplett verabschiedet?
Nicht ganz. Wir bieten auch weiterhin Clubs die Möglichkeit, ihre Veranstaltungen auf der Plattform unterzubringen. Etwa 20 Prozent der Events fallen in diese Kategorie und sind nach wie vor sehr beliebt. Die übrigen 80 Prozent bilden aber Privatveranstaltungen.
Wie waren die Erfahrungen während des Lockdowns?
Sie waren durchwegs positiv. Innert sehr kurzer Zeit haben wir allein in Zürich über 10’000 Userinnen und User dazugewonnen.
Gab es keine Probleme bezüglich Vorschriften des BAG oder Ähnlichem?
Wir achteten von Anfang an penibel darauf, dass jedes auch noch so kleine Event den Vorgaben des BAG entspricht. Generell ist es uns ein grosses Anliegen, dass wir Vertrauen zu der Applikation und unseren Diensten schaffen. Schliesslich will keiner, dass irgendwelche Leute bei einem zu Hause landen und sich daneben benehmen.
«Je genauer die Filter, desto eher landet man auch bei einem Event, das wirklich zu einem passt.»
Wie wollt ihr das schaffen?
Mit verschiedenen Massnahmen. Zum einen mit den üblichen Kontaktformularen, zum anderen gibt es mittlerweile eine eigene Chatfunktion innerhalb der Plattform. Über diese können sich der Veranstalter und der potenzielle Gast austauschen und noch besser herausfinden, ob sie wirklich zueinander passen. Dazu kommen die vielen verschiedenen Filter. Je genauer die Filter, desto eher landet man auch bei einem Event, das wirklich zu einem passt, beziehungsweise desto eher hostet man Gäste, die zu einem passen. Aber nicht nur das: Mit unserer App wollen wir auch Nachhaltigkeit und Pflichtbewusstsein fördern.
Wie genau?
Wir sind uns bewusst, dass Partys und Events in der Regel nicht gerade nachhaltig sind. Als wir früher noch direkt Events organisiert haben, spendeten wir immer einen Teil der Einnahmen an verschiedene NGOs. Heute laden wir unsere Userinnen und User ein, nachhaltig zu feiern. Wir wollen Food Waste vermeiden und geben den Leuten mit, den Müll nach der Feier regelkonform zu entsorgen. Wir sind davon überzeugt, dass wir im Eventbereich – wo sonst selten über Nachhaltigkeit gesprochen wird – auch unseren Beitrag leisten können und müssen.
«Der grosse Traum bleiben aber nach wie vor die USA.»
Gibt es direkte Konkurrenten auf dem Markt?
Uns ist bisher kein Anbieter mit demselben Dienst bekannt. Natürlich sind unser Name und die wichtigsten Funktionen der App patentgeschützt. Aber auch in Bezug auf Privatsphäre und Datenschutz sind wir äusserst vorsichtig und gestalten die App so nutzerfreundlich und unbedenklich wie möglich.
Wo seht ihr euch in drei, vier Jahren?
Das Ziel ist sicher der internationale Markt. Da gibt es viele sehr spannende Länder, wie etwa die Arabischen Emirate. Der grosse Traum bleiben aber nach wie vor die USA. Doch bis das gelingt, wollen wir in der Schweiz so richtig durchstarten und unsere App noch bekannter machen. Wir freuen uns auf das, was noch kommt.