Kultur & Nachtleben

«Züri Wählt» – Wegweiser für eine gastronomiefreundliche Politik

Kommentar: Alexander Bücheli

Zürich wählt am 13. Februar die Mitglieder des Gemeinde- und des Stadtrates. Die Anliegen der städtischen Gastronomie an die Politik sind nicht erst seit der Corona-Pandemie stetig mehr geworden. Kontinuierliche Veränderungen in den Innenstädten und veränderte Freizeit- und Lebensgewohnheiten stellen sowohl für die Branche als auch für die Politik neue Herausforderungen dar. Gastro Zürich-City und die Bar & Club Kommission nehmen sich mit der gemeinsamen Wahlplattform «Züri Wählt» dieses Bedarfs nun an.

Die Stadt Zürich hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt: von der grauen Banken- und Industriestadt mit der grössten offenen Drogenszene Europas zu einer der Städte mit der höchsten Lebensqualität weltweit. Dazu tragen nicht nur eine hervorragende Infrastruktur, das hohe Sicherheitsgefühl und die Sauberkeit bei: Ein wichtiges Element, wenn es um die soziopsychologische Zufriedenheit der Bevölkerung geht, ist das gastronomische und kulturelle Angebot. Zürich kann es bezüglich des gastronomischen Angebots durchaus mit Städten wie Barcelona oder Paris aufnehmen, und kulturell gesehen kann Zürich unter Berücksichtigung seiner Grösse zu den Top 5 Europas gezählt werden. In welcher Stadt findet man auf so kleinem Raum so viele kulturelle Hotspots? Gerade die Kombination aus dem attraktiven gastronomischen und kulturellen Angebot und einer bekannten Hochschule und Universität macht Zürich so attraktiv, wenn es um das internationale Städtemarketing geht. Nein, die Stadt Zürich braucht keinen tiefen Steuersatz, um innovative internationale Firmen anzuziehen.

«Fehlen die nächtlichen Räume, wandern die Kreativen ab.»

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So weit, so schön. Doch der Erfolg der Stadt droht zum Bumerang für diejenigen Branchen zu werden, die massgeblich dazu beigetragen haben. Schon fast sinnbildlich dafür steht die drohende Übernahme des Limmathauses durch den Impact Hub, handelt es sich doch um ein Angebot, zu dem die Kultur der Nacht als Akzelerator für die Kreativwirtschaft beigetragen hat. Fehlen die nächtlichen Räume, wandern die Kreativen ab und es braucht keine Impact Hubs und Coworking Spaces mehr. Dabei geht es nicht um Coworking Spaces per se – der Impact Hub ist für Zürich ein wichtiges Angebot. Doch die Stiftung Limmathaus und die Stadt als Finanziererin der Renovation verpassen eine einmalige Chance, das Limmathaus für die so wichtige kommerzielle Musiknutzung in den nächsten Jahrzehnten zu sichern, aus dem sich gar ein Haus der Musikkultur als Leuchtturmprojekt entwickeln liesse. Geeignete Räume für Impact Hubs gäbe es genug, doch Räume, die für eine publikumsintensive Nutzung in der Nacht geeignet sind, lassen sich an einer Hand abzählen.

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«Heute kämpfen die noch verbliebenen Nachtkulturunternehmen zunehmend mit Lärmklagen aus der Nachbarschaft.»

Natürlich ist auch der Lärm ein Thema, das zu den Kehrseiten des städtischen Erfolgs zählt. Die Stadt wird immer dichter bewohnt, die Nachbarschaft in den traditionellen Nightlife-Spots hat sich gewandelt. Was passieren kann, wenn eine publikumsintensive nächtliche Nutzung nicht mehr vorgesehen ist, zeigt sich im Niederdorf: Früher Inbegriff für das nächtliche Zürich, kämpfen die noch verbliebenen Nachtkulturunternehmen zunehmend mit Lärmklagen aus der Nachbarschaft. Doch auch an der Langstrasse und in deren direkter Umgebung häufen sich die Probleme mit einer lärmsensiblen Nachbarschaft. Die Kultur der Nacht ist hier auf politische Hilfe angewiesen, denn in Bezug auf Lärmklagen wird das Ruhebedürfnis meist höher bewertet als die unternehmerische Sicherheit.

Politische Unterstützung wird für das Nachtleben somit immer wichtiger, wenn man verhindern will, dass Zürich in der Nacht verstummt. Dabei geht es um nicht mehr und nicht weniger als um die Frage, in was für einer Stadt wir zukünftig leben wollen. «Züri Wählt» stellt diese Frage und steht somit nicht nur für städteplanerische Herausforderungen, sondern auch für die Lebensfreude in dieser Stadt. Im Vordergrund steht eine Politik des Ermöglichens, Politiker*innen, die sich dafür einsetzen, dass Zürich weiterhin attraktiv für Clubs, Bars, Restaurants und Cafés ist, die Stadt lebenswert bleibt. Zu den Anliegen von «Züri Wählt» zählen die unbürokratische Nutzung des Boulevards und von Innenräumen für kulturelle Zwecke auch in der Nacht, der Schutz bestehender Nachtkulturorte, die Beschallung im Freien, Schallschutz mit technischen Massnahmen und nicht nur an der Quelle, 2,5 Prozent des kulturellen Budgets für die Alternativ- und Nachtkultur und natürlich weniger Bürokratie, um ein Restaurant, eine Bar oder einen Club zu eröffnen.

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Hinter «Züri Wählt» stehen Gastro Zürich-City, die Bar & Club Kommission Zürich und der Verein Pro Nachtleben Zürich. Gemeinsam teilt man die Vision einer lebenswerten Stadt, welche die nötigen Rahmenbedingungen bietet, damit sich attraktive Gastronomie- und Nachtleben-Angebote entwickeln können. Die Plattform wird ab anfangs Januar Resultate einer Gemeinderatskandidat*innen-Befragung, inklusive Streuung innerhalb der Partei, sowie eine Einschätzung dieser durch «Züri Wählt» beinhalten.

«Diejenigen Zürcher*innen, die in der Nacht das Tanzbein schwingen wollen, erhalten einen politischen Wegweiser.»

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Zu den Parteiprofilen kommen Porträts der Gemeinderatskandidat*innen, die sich besonders gastro- oder nachtkulturaffin zeigen – sei dies im Rahmen der Befragung oder in Form einer bewährten Zusammenarbeit innerhalb schon existierender Gefässe wie der gemeinderätlichen Gruppe, Food-, Bar-, Club- und Musik-Kultur. Da nicht nur der Gemeinderat, sondern auch der Stadtrat neu gewählt wird, finden sich auf der Website auch die Porträts aller Stadtratskandidat*innen, die sich bereit erklärt haben, «Züri Wählt» drei Fragen zu beantworten. Und das Wichtigste: Diejenigen Zürcher*innen, die gerne auswärts essen oder auch in der Nacht das Tanzbein schwingen wollen, erhalten endlich einen politischen Wegweiser dafür, welche Partei und welche Politiker*innen am ehesten ihre Interessen vertreten.