«Wir Schweizer sind im Genuss treue Seelen»
Peter Jauch veranstaltet am 12. November gemeinsam mit Michael Bischoff das erste Spirituosen Festival unter der Marke «about spirits» @Kraftwerk. Bekannt ist Jauch als Schweizer Mister Gin und als Veranstalter des «GIN Erlebnis Festivals». Ein Gespräch über sein bevorstehendes Event, über die Trinkgewohnheiten der Schweizer*innen und über die neuesten Trends in der Drink-Szene: Egal ob Mezcal, Rum oder alkoholfreie Gin Tonics.
Peter, die Location des Kraftwerks ist unter der Woche ein Co-Working Space. Wieso ist dieser Ort dennoch perfekt für das bevorstehende Event?
Den Betreibern der Location ist es gelungen, eine Wohnzimmer-Atmosphäre zu schaffen. Man fühlt sich einfach wohl. Das führt dazu, dass sich täglich unterschiedlichste Menschen hier treffen. Das Kraftwerk steht für mich für eine gelungene Transformation. Hier werden täglich viele gute Ideen geboren. Mich verbindet eine Freundschaft mit Michael Bischoff, dem Co-Leiter der Location. Und nicht zu vergessen die Lage: Mitten im Herzen der Stadt Zürich. Perfekt!
«Ganze Häuser werden in der Schweiz umhergefahren, um die Besucher*innen zu begeistern.»
Warum startet ihr in dieser Zeit mit einem neuen Festival?
Wir haben das Konzept seit eineinhalb Jahren in der Schublade, und natürlich könnten wir es noch weiter nach hinten schieben. Das wollten wir nicht. Wir haben vor zwei Wochen entschieden, dass wir das Festival durchführen. Klar, haben wir vorher mit den wichtigsten Spirituosen-Herstellern und -Importeuren der Schweiz gesprochen. Schliesslich wollen wir den Besuchern auch ein interessantes Line-up anbieten. So viel sei verraten: Ganze Häuser werden in der Schweiz umhergefahren, um die Besucher*innen zu begeistern.
Auf was können sich Besucher*innen freuen?
Bevor der Gast ins Kraftwerk eintritt, strömt ihm der Duft von frischer Pinsa entgegen. Neben dem Pinsa-Ofen bieten die Macher des Berner Tom’s Tonic «Hot Gin Tonic» an. Dafür haben sie extra Schichten geschoben, um ja genügend Sirup mit nach Zürich zu bringen. Im Barbereich erwartet die Gäste ein weiteres Foodangebot: Matteo Trivisano von Frisk Fisk bereitet seine legendären Lachs-Bagel frisch zu. In den ehemaligen Schiffscontainern entstehen Markenwelten und in der Eventfläche gibt es einen Spirituosen-Markt. Ein DJ rundet das Erlebnis für die Besucher ab.
«Gewohnheiten werden nur langsam verändert.»
Hand aufs Herz, du hast dich in den letzten Jahren auf Gin fokussiert. Einige Medien haben dich zum Gin-Guru erkoren. Wie kommt es, dass du jetzt dem Wacholder abtrünnig wirst?
Ich werde dem Gin nicht abtrünnig. Bereits vor der letzten Ausgabe des Gin Erlebnis Festival haben mich Spirituosenhersteller angesprochen, dass sie sich eine breitere Veranstaltung wünschen. Dann habe ich mir grosse Spirituosen-Veranstaltungen in Hamburg und München angeschaut und dabei festgestellt, dass solche Massen in der Schweiz nie für Spirituosen mobilisiert werden können. Dann habe ich mich auf die Suche nach einer Location gemacht. Und natürlich wird auch Gin bei «about spirits» @Kraftwerk eine Rolle spielen. Schliesslich ist es nach wie vor die Trend-Spirituose der Schweizer.
Du sprichst Trends an. Was schafft es neben Gin in die Gläser der Schweizer?
Wir Schweizer sind im Genuss treue Seelen. Gewohnheiten werden nur langsam verändert. Dies gibt bestehenden Marken und Gattungen einerseits eine grosse Planbarkeit, anderseits dauert es länger, bis etwas Neues ankommt. Wenn wir einmal den Gin-Boom als Beispiel nehmen: In der Schweiz kam dieser sechs Jahre später als in Deutschland. Und er ist bis heute nicht so diversifiziert wie in unserem grossen Nachbarland. Um auf die Frage zurückzukommen: Wermut kommt langsam bei den Gästen an, meistens in Kombination mit Tonic. Rum und Mezcal, denen seit Jahren nachgesagt wird, dass sie das nächste It-Getränk würden, schaffen es nach und nach in die Gläser von uns Schweizern. Auch der Whisky-Geniesser verändert sich langsam und wird wieder jünger. Und nicht zuletzt schafft es eine junge Gattung uns zu verzücken – alkoholfreie Destillate.
«Ob der alkoholfreie Gin Tonic genauso wie sein alkoholisches Pendant schmecken muss, bezweifle ich.»
Alkoholfreie Destillate - was muss man sich darunter vorstellen?
Es gibt je nach Hersteller unterschiedliche Herangehensweisen. International waren die Gründer von Seedlip die ersten, später starteten die Rheinland Distillers mit Wonderleaf. Hier zu Lande sind die Gründer von Rebels 0,0% sehr gut gestartet. Mehr und mehr Menschen wollen zum Beispiel keinen Alkohol trinken. Und genau da schaffen alkoholfreie Alternativen Abhilfe. Ob der alkoholfreie Gin Tonic genauso wie sein alkoholisches Pendant schmecken muss, bezweifle ich. Schliesslich ist einer der wichtigsten Geschmacksträger – Alkohol – nicht verarbeitet. Ich vergleiche es gern mit veganem Essen – das schmeckt mir, ich brauche aber keine vegane Wurst. Entweder es schmeckt oder eben nicht. So auch bei alkoholfreien Drinks – es muss kein Gin Tonic sein, sondern was Eigenständiges, was lecker ist.
Sind am «about spirits» auch Aussteller, die alkoholfreie Destillate präsentieren?
Dieses Jahr noch nicht. Aber wer einen alkoholfreien Drink geniessen möchte, ist herzlich willkommen – die anwesenden Bartender werden etwas Passendes zaubern.
Zeigst du auch deine Produkte?
Nein, ich werde nie eine Plattform wie das «about spirits» dazu nutzen, um mich in den Vordergrund zu stellen. Michael Bischoff vom Kraftwerk und ich sind gemeinsame Veranstalter. Aber in der Tat habe ich ein, zwei Produkte in der Pipeline. Beide sind ohne Alkohol. Es laufen Gespräche mit bekannten Biosupermärkten.
Seit einiger Zeit gibt es von dir «infused Dinners», bei denen du mit unterschiedlichen Köchen zusammenarbeitest. Ist für das Spirituosen Festival auch etwas geplant?
Genau das bieten wir am Freitagabend an. Der Küchenchef des Kraftwerks stellt aktuell das Menü zusammen. Wir hoffen auf viele Buchungen. Das 4-Gänge Menu kostet inklusive Getränke 139 Franken. Die Dinner-Gäste haben Freitagabend freien Eintritt zum Festival. Und zu garantiert spannenden Erlebnissen in der Welt der Spirituosen.