Bruno Strebel bildet Privatdetektive aus

Text: Malini Gloor Fotos: Cemil Erkoç

«Sie sind kein Polizist!» Diese Worte waren der Start für Bruno Strebels Karriere als Detektiv – notabene, als er wirklich Polizist war. Der 67-Jährige über sein Leben und seine Schule für Privatdetektive.

Unscheinbar im Untergeschoss eines Hauses in Zürich-Höngg ver­steckt befindet sich die Akademie für Privatdetektive. Geöffnet wird einem die Tür von einem älteren, unauffälligen Herrn – Bruno Strebel, Inhaber der Schule. Seine Unauffälligkeit ist nicht zufällig und in seinem Beruf schon fast überlebenswichtig. Doch von Anfang an …

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Als Bruno Mitte 20 war, arbeitete er bei der Kantonspolizei am Flughafen Zürich. «Ich war gerade auf Patrouille in der Abflughalle, als ein älterer Mann auf mich zukam und zu mir sagte: ‹Sie sind kein Polizist!›. Im ersten Moment war ich etwas verärgert und reagierte mit einem schroffen ‹Was?! Sicher!›. Darauf erwiderte der Mann, ich sollte eigentlich Detektiv werden. Er habe mich nun eine Weile beobachtet und denke, dass dies der richtige Beruf für mich sei.» So begann Bruno Strebels Karriere als Detektiv. Er begleitete seinen Mentor ein paar Mal auf Observationen und lernte in den folgenden Jahren von ihm.

«Oft war es aber nicht eine andere Frau, sondern ein anderer Mann, mit dem der Ehemann im Ausland für ‹Tagungen› oder ‹Sitzungen› war.»

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Vor knapp 40 Jahren war die Detektivarbeit eine komplett andere als heute: Es gab keine Computer. «Man musste raus auf die Strasse», so Bruno. Damals spülten Beziehungsaufträge viel Geld in seine Kasse: Frauen, die vermuteten, ihr Ehemann gehe fremd, beauftragten Bruno für Beschattungen. «Ich erlebte vieles», sagt Bruno. Häufig erwischte er die beschattete Person in einem Doppelleben. «Oft war es aber nicht eine andere Frau, sondern ein anderer Mann, mit dem der Ehemann im Ausland für ‹Tagungen› oder ‹Sitzungen› war.» Diese Nachrichten zu hören, sei für die Frauen jeweils verstörend gewesen. «Ich fragte immer nach, ob sie keine Anzeichen gespürt hätten», sagt Bruno. «Sie antworteten immer: ‹Nein, nichts, alles ist in normalen Bahnen verlaufen …›.»

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Im Anschluss kam es meist zu Scheidungen: «Das Scheidungsgesetz war damals ganz anders. Der Fremdgänger wurde bestraft und musste finanziell bluten.» Heute gäbe es sehr wenige Eifersuchtsfälle in seiner Detektei, der Swiss Security & Investigation.

Diese Fahndungen können von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten andauern und sind oft riskant.

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Gefragter seien Personenfahndungen. Etwa, wenn ein Vater oder seltener eine Mutter die eigenen Kinder entführt. Diese Fahndungen können von einigen Tagen bis zu mehreren Monaten andauern und sind oft riskant: «Bei Gibraltar etwa mussten wir durch militärisches Sperrgebiet, was viele Vorabklärungen brauchte.» Die Kinder holt Bruno Strebels Team aber nicht selbst zurück, denn dies wäre genauso Kindsentführung, sondern der Elternteil, der ihm den Auftrag erteilt hat. Das bedeutet, dass während der Fahndung Mutter oder Vater teilweise dabei sind und im entscheidenden Moment eingreifen. «Diese Familienzusammenführungen gehen mir immer ans Herz», so der Vater zweier erwachsener Söhne.

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Er erinnert sich an einen Kindsentführungsfall, der ihn in den frühen 80er Jahren auf die Bahamas führte: «Auf dem Weg nach Nassau mussten wir in Island notlanden. Zwei Tage verbrachten wir am Flughafen in der Abflughalle und ernährten uns von Erdnüsschen und Irish Coffee.» Bruno lernte dort seine spätere Ehefrau kennen. Zusammen lebten sie 14 Jahre in Los Angeles, wo er als Private Investigator, kurz PI, arbeitete. Er ermittelte vor allem in South Central LA, einem Gang-Viertel. Eine intensive, nicht ungefähr­liche Zeit, die er nie vergessen wird.

Nach dem heftigen Erdbeben 1994 in Los Angeles zügelte Bruno mit seiner Familie in die Schweiz.

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Über einen Zufall kam er in den Staaten mit Alternativer Medizin in Berührung und studierte schliesslich Traditionelle Chinesische Medizin. Nach dem heftigen Erdbeben 1994 in Los Angeles zügelte Bruno mit seiner Familie in die Schweiz. 20 Jahre lang führte er eine TCM-Praxis in Zürich-Höngg. «Detektivarbeit und TCM sind sich gar nicht so unähnlich: Die Fragestellung ist dieselbe, nämlich: Was ist die Ursache, woher kommt das Problem?»

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Mit der Praxis hat er allerdings abgeschlossen. «Zurzeit interes­siert mich nur noch meine Detektei», sagt er. Vor allem die Akademie koste ihn viel Zeit. «Schliesslich will ich hochstehende Ausbildungen anbieten. Neben mir sorgen diverse erfahrene Dozenten dafür, dass man in einem halben oder einem ganzen Jahr diplo­mierter Privatdetektiv wird.» Die Akademie hat Bruno 2010 eröffnet – auf Drängen seiner beiden Söhne. Sie wollten, dass er sein immenses Wissen weitergibt.

Aus dem tagesaktuellen operativen Business hat Bruno sich zurückgezogen.

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Der 67-Jährige war viele Jahrzehnte lang auf der ganzen Welt unterwegs, vor allem in arabischen Ländern. Nun möchte er es etwas ruhiger angehen. Aus dem tagesaktuellen operativen Business hat Bruno sich zurückgezogen, nur für Vorobservationen geht er noch auf Reisen. Die Ausführung des Auftrags überlässt er seinen jüngeren Mitarbeitenden. Waren es früher die Fremdgänger, die viel Geld einbrachten, so erhält er heute häufiger Aufträge, bei denen es um Wirtschaftsspionage, Personenüberwachungen und Betrugsfälle geht.

Adresse

Akademie für Privatdetektive
Wieslergasse 2
8049 Zürich
+41 44 341 40 40