Menschen & Leben | Besondere Berufe
«Ich kann nicht im Akkord arbeiten»
Zürcher*innen mit besonderen Berufen: Babette Maeder fertigt mitten im Seefeld die verschiedensten Porzellanfiguren – vom Hündchen bis zum Dickhäuter. Dabei nimmt sie sich für jedes einzelne Werk genügend Zeit. Egal, wie gross die Nachfrage danach gerade ist.
Während der Pandemie arbeiteten vor allem Büromenschen im Homeoffice. Zu diesen zählt Babette Maeder nicht, daheim arbeitet die Zürcherin jedoch seit über zehn Jahren: In ihrem Studio im Seefeld modelliert, giesst und bemalt sie Porzellanfiguren. Die Liebe zu diesem Material habe sie zufällig entdeckt, erzählt Babette, die lange als Illustratorin gearbeitet hat.
Rund 20 verschiedene Tiere hat Babette entwickelt.
«Vor etwa vierzehn Jahren habe ich mit einer Freundin einen Porzellanteller für Kinder entworfen. Es war das erste Mal, dass ich mit dem Material gearbeitet habe – und war begeistert davon. Vorher hatte ich immer das Gefühl, dass der Herstellungsprozess viel zu aufwendig sei. Schliesslich gibt es für Porzellan ganze Manufakturen, in denen die verschiedensten Fachleute arbeiten.»
Babette fing an zu pröbeln. An der Schule für Gestaltung in Bern besuchte sie einen Kurs für Formenbau. Die erste eigene Form gestaltete Babette sehr rudimentär. Mittlerweile sind ihre Modellformen mehrteilig und ausgefeilt.
«Porzellan ist sehr heikel – am Anfang war es oft zu bröselig oder bekam Risse. Ich muss beispielsweise darauf achten, dass ein Bein schneller trocknet als der Rumpf. Als es dann das erste Mal klappte, war das eine grosse Sache für mich. Und noch heute freue ich mich über jede einzelne Figur.»
Rund 20 verschiedene Figuren hat Babette in den letzten Jahren entwickelt – vom ersten Elefanten bis zum neusten Pudel. Sie sind unterschiedlich gross und kosten entsprechend mehr oder weniger. Es ist Babette wichtig, auch erschwingliche Teile im Sortiment zu haben, selbst wenn bei diesen die Rechnung für sie nicht immer aufgeht.
«Ich freue mich über jede einzelne Figur.»
«Von den kleineren Figuren habe ich manchmal zwei Giessformen, von den grossen nur eine. Ich kann also gar nicht im Akkord arbeiten. Wenn die Nachfrage nach einem Modell grösser ist als der Vorrat, muss die Kundschaft warten. Ich finde es schöner, wenn ich die Figuren einzeln fertigstelle. Und ich habe gemerkt, dass ich dann sorgfältiger arbeite und mir weniger Fehler passieren.»
Bis auf die «Züri-Taube», von denen Babette noch etwa fünf Stück hat, produziert sie alle Modelle noch. Immer wieder werde ihr vorgeschlagen, die Figurenzahl zu limitieren. Doch das widerstrebt der Zürcherin. Es interessiere sie selbst nicht, wie viele Exemplare es von anderen Kunstwerken gebe. Ausserdem würde es ihre Arbeit verkomplizieren. Auch den Vorschlag eines Freundes, grössere Figuren anzufertigen, lehnt Babette ab. Allzu klein sollen ihre Werke aber nicht sein – einzig zum Dreikönigstag fertigt sie jeweils einen Mini an.
«In Paris habe ich einmal eine Backmischung für eine Galette des Rois entdeckt. Darin hatte es eine kleine Figur aus Porzellan, die man einbacken konnte. Vor vier Jahren habe ich selbst so einen Mini-König entworfen. Gemeinsam mit meiner Tochter habe ich dann Dreikönigskuchen gebacken, um sie zu verkaufen. Mittlerweile arbeite ich mit der Backbar zusammen. Eine schöne Tradition, ich mag diesen Feiertag total gern.»
Babette ist der Kontakt mit ihren Kund*innen sowieso wichtig. Weil sie keinen eigenen Shop hat – «ich bin nicht der Lädeli-Typ» –, besuchen sie viele Interessierte in ihrem Daheim.
«Natürlich muss ich manchmal auf meine Familie Rücksicht nehmen. Doch ich finde es immer wieder schön, mich mit den Leuten auszutauschen. Viele meiner Kund*innen kommen aus Zürich und kaufen bei mir direkt ein. Manchmal träume ich von einem grösseren Studio – aber eigentlich passt es so für mich total.»