Menschen & Leben | Besondere Berufe

«Ich kann ein solches Interview nur anonym geben»

Zürcher:innen mit besonderen Berufen: In der Vorweihnachtszeit ziehen Samichlaus und Schmutzli durch die Zürcher Stuben. Wie wird man zum Samichlaus, an welchen strikten Kodex müssen sich die Mitglieder der St. Nikolausgesellschaft halten und wieso bangte man eine Zeit lang um den uralten Brauch? Ein Gespräch mit einem Samichlaus.

Du bist seit fast 20 Jahren als Samichlaus in der Vorweihnachtszeit unterwegs. Wie kann man sich den Brauch vorstellen?

Der Samichlaus geht in dieser Zeit zusammen mit seinem Gehilfen Schmutzli von Tür zu Tür und versucht, Freude in die Häuser zu bringen. Der Brauch erinnert an den heiligen St. Nikolaus von Myra. Dieser Bischof ging als Wohltäter in die Geschichte ein, hatte immer ein offenes Ohr für seine Mitmenschen, schenkte Kleider, Schlafplätze und Essen. An seinem Todestag – dem 6. Dezember – gedenken wir des heiligen Nikolaus.

«Wir versuchen einfach, ein wenig Licht in die Häuser zu bringen.»

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Welche Rolle hat Schmutzli?

Unter dem Jahr beobachtet Schmutzli, was die Kinder so treiben und ob sie brav sind. Notiert wird alles in seinem grossen Buch, aus welchem er Samichlaus vorliest. Samichlaus kann dann eventuell ein wenig mahnen. Schliesslich bekommen aber alle Kinder, aber auch die Erwachsenen, ein paar Süssigkeiten, spanische Nüssli, Mandarinen oder Lebkuchen. Wir versuchen einfach, ein wenig Licht in die Häuser zu bringen.

Und wie wird man zum Samichlaus?

Samichlaus kann eigentlich jeder werden, der Kinder gernhat, der den Kontakt mit Menschen mag und der diesen uralten Brauch erhalten will. Dann kann er Mitglied in unserer St. Nikolausgesellschaft der Stadt Zürich werden.

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Was kann man sich darunter vorstellen?

Wir sind meines Wissens die grösste St. Nikolausgesellschaft in der Schweiz. In unseren Büros arbeiten oft bis zu zehn Personen, welche die Aufträge verarbeiten. Besonders wichtig ist uns unser Kodex, der unter anderem festlegt, dass wir unsere private Identität nicht preisgeben, sondern immer als Samichlaus auftreten. Aus diesem Grund kann ich auch ein solches Interview nur anonym geben.

«Diesen Brauch am Leben zu erhalten, macht unglaublich viel Freude.»

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Wann beginnt ihr mit der Organisation eurer Besuche?

Ende Oktober geht es meistens los. Dann beginnt für uns eine kurze, aber sehr intensive Zeit. Dieses Jahr sind über 700 Besuche gebucht worden. Vom 1. bis zum 12. Dezember sind wir dann in allerlei Privatwohnungen, Kitas, Kindergärten, Schulen und Altersheimen unterwegs. Diesen Brauch am Leben zu erhalten, macht unglaublich viel Freude.

Traditionen sind dir also sehr wichtig?

Auf jeden Fall. Ich finde es toll, alte Werte und Bräuche mit in die Zukunft zu nehmen. Trotzdem muss es auch innerhalb dieser Bräuche Platz geben für Neues.

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«Der Brauch hat sich den Zeiten angepasst, und das ist auch gut so.»

Was meinst du damit?

Zum Beispiel war es früher oft so, dass der Samichlaus sehr autoritär, fast schon böse rüberkam. Und Kindern auch recht Angst machen konnte. Das wollen wir heute nicht mehr. Insofern hat sich der Brauch schon ziemlich angepasst, und das ist auch gut so.

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Was ist für dich das Schönste an deiner Arbeit als Samichlaus?

Es macht unglaublich Freude, in eine Stube zu treten und Kinderaugen zum Leuchten zu bringen. Anfangs haben manche vielleicht noch ein wenig Furcht, aber am Ende wollen die meisten fast nicht mehr, dass wir gehen. Das ist das Tollste an der Arbeit.

«Die Bedeutung des Brauchs scheint ungebrochen.»

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Gibt es dennoch auch Sachen, welche dich stören?

Ich mache das nun schon seit knapp 20 Jahren. Und eine Zeit lang haben wir gemerkt, dass der Samichlaus an Bedeutung verloren hat. Man kam in ein Haus, der Vater sass vor dem Fernseher, das Telefon klingelte und der Zauber ging irgendwie verloren. Das war sehr schade. Mittlerweile erkennen wir aber wieder einen gegenläufigen Trend. Die Bedeutung des Brauchs scheint ungebrochen. Und darüber bin ich sehr froh.

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