«Hier wird alles getan, um Start-ups zum Fliegen zu bringen»
Grosszügige Räume, durchdachtes Design und die nötige Infrastruktur zeichnen den Impact Hub und das Café Auer aus. Sei es für eine Stunde oder langfristig: Am Sihlquai 131 sind alle, die einen Arbeitsplatz suchen, an der richtigen Adresse. Die Wohlfühlatmosphäre ist dabei nur ein Aspekt.
«Wir sind eigentlich Sippenmenschen», sagt Christoph Birkholz, Mitgründer und Geschäftsführer des Impact Hub Zürich, als wir uns an diesem sonnigen Morgen im Café Auer am Sihlquai treffen. Aus den Lautsprechern plätschert entspannende klassische Musik. Das Café Auer ist Teil des Colab, einer der vier Standorte des Impact Hub Zürich.
In den Impact Hubs kann man als Selbständiger oder als Firmengründerin einen Arbeitsplatz mieten – von einem Tag bis zu fünf Tagen die Woche. Die luftige Schönheit der Räumlichkeiten ist ein wichtiger Bestandteil der Hubs: Hier soll zwar hart gearbeitet werden, aber man darf sich wohlfühlen. So erinnern die Backsteinwände des Café Auer an New York, die hohen, offenen Räume sind mit modernen gelben und orangen Lampen dekoriert und wirken einladend und ästhetisch.
Hier soll zwar hart gearbeitet werden, aber man darf sich wohlfühlen.
Wer Mitglied in einem der Zürcher Hubs wird, kann automatisch alle anderen Hubs mitbenützen – das heisst: alle Zürcher Hubs, alle Schweizer Hubs – ausser Zürich stehen diese in Bern, Lausanne und Genf – und alle Hubs weltweit. Das sind im Moment total 106 Standorte in über 50 verschiedenen Ländern – von Antigua bis Manila.
«Wie gefällt dir unsere klassische Musik?», fragt mich der Barista, während er meinen Cappuccino zubereitet. Er gibt mir das Gefühl, gerade einem alten Freund begegnet zu sein. «Dieses Freundliche und Verbindende ist zentral für sämtliche Hubs», erklärt mir Christoph: «Die Menschen, die hier arbeiten, sind nicht unsere Kunden, sondern unsere Mitglieder.»
Es gibt sogar Menschen, die in den Hubs nur Kontakte stiften: sogenannte Community Builder und Hubonauten, die immer informiert sind, wer gerade an welchem Thema arbeitet. So führen sie einzelne Mitglieder zusammen, die füreinander wertvoll sein können. In den Zürcher Hubs trifft man keine Konkurrenten, ganz im Gegenteil: «Hier wird alles getan, um die Start-ups zum Fliegen zu bringen», erzählt Christoph – von der Businessplan-Beratung bis zur Vermittlung von Corporate-Kontakten.
Die Firma Crowd Container ist eines der erfolgreichen Start-ups, die sich im Impact Hub Zürich eingemietet haben. Firmengründer Tobias Joos, 34, schätzt die Unterstützung im Zürcher Hub. Er hatte lange im Handel gearbeitet und einige Zeit in Südamerika gelebt. «Als ich sah, zu welch unglaublich tiefen Löhnen die Kleinbauern sich abrackern mussten, entschied ich mich dazu, eine Handelsalternative anzubieten.»
«Als ich sah, zu welch tiefen Löhnen die Kleinbauern sich abrackern, entschied ich mich, eine Handelsalternative anzubieten.»
Die Idee des «Crowdcontainers» entstand: Tobias und seine Kollegen verbinden Endkonsumenten in der Schweiz direkt mit den Produzenten in drei Ländern, von denen frische Produkte bestellt werden können. Sind genügend Bestellungen vorhanden, wird ein Container im jeweiligen Land gefüllt und nach Basel verschifft. Von dort aus wird den Kunden die Ware direkt nach Hause geliefert, oder sie können ihr Päckchen an einem Pick-up-Punkt abholen.
«Das Schönste an meinem Job sind für mich immer die Begegnungen mit interessierten Konsumentinnen und wenn ein Austausch mit den Produzenten stattfindet», erzählt mir Tobias, den ich ebenfalls im Café Auer treffe. Er und seine Kollegen haben mehrmals Skype-Konferenzen mit den Schweizer Konsumenten und den ausländischen Produzenten organisiert. «So sahen die Kaffeeproduzenten, die im hintersten Urwald von Peru eine Kaffeeplantage betreiben, Konsumenten in der Schweiz, die gerade ihren Kaffee tranken», ergänzt der engagierte Firmengründer. «Dabei entstand eine Verbindung zwischen den Menschen. Es berührt mich, wenn ich solche Begegnungen vermitteln kann.»
Es motiviert Tobias Joos, Produkte auf den Markt zu bringen, die eigentlich nicht mit der industriellen Massenproduktion mithalten können – preislich, oder weil sie zu wenig verfügbar oder standardisiert sind. «Diese Produkte würden trotz ihres tollen Geschmacks niemals im Supermarkt landen», sagt Tobias. «Ausserdem faszinieren mich der transparente Handel und die transparente Preisgestaltung, mit der wir gerade ein Tabu brechen», freut er sich. Tobias hatte vorher im Grosshandel gearbeitet und gelernt, dass es ein absolutes No-Go sei, über Einkaufspreise zu reden. Dieses Tabu gehe aber meist auf Kosten der Produzenten, ergänzt er.
«Diese Produkte würden trotz ihres tollen Geschmacks niemals im Supermarkt landen.»
Er und die Vereins- und Firmenmitglieder von Crowd Container wollen einen fairen und transparenten Handel etablieren. So können sie mit den Preisen, die sie von ihren Schweizer Konsumenten verlangen, den Kleinbauern in Sizilien, Peru und Kerala ein anständiges Einkommen ermöglichen. Crowdcontainer zahlt seinen Kaffeebauern in Peru das 2,8-Fache des Weltmarktpreises für ihren grünen Kaffee. Diese Summe ergibt für die Kaffeebauern einen Minimallohn, der demjenigen eines dortigen Bauarbeiters entspricht – 14 Dollar pro Tag.
Adresse
Impact Hub – Colab & Café Auer
Sihlquai 131
8005 Zürich
+41 044 273 58 79
Website
Öffnungszeiten
Coworking Space
Montag bis Freitag, 9–19 Uhr
Café Auer & Co.
Montag bis Mittwoch, 8–22 Uhr
Donnerstag und Freitag, 8–24 Uhr
Samstag, 10–19 Uhr
Sonntag, 11–19 Uhr
Infos
Neben dem Colab am Sihlquai betreibt der Impact Hub Zürich in der Stadt die Coworking Spaces in den Bögen im Viadukt und das Kraftwerk im ehemaligen ewz-Unterwerk Selnau.