«Zürich wird sich selbst ernähren können»
Vom 22. Oktober bis 1. November findet Food Zurich statt. Wir haben mit dem Festivalleiter Simon Mouttet über gesundes Essen, Food-Trends und die Zukunft der lokalen Gastroszene gesprochen.
Während Food Zurich gibt es über 100 Events zu erleben. Wie behält man hier den Überblick?
Grundsätzlich finden wir: Zu einem Festival gehört ein dichtes und vielfältiges Programm. Damit niemand den Überblick verliert, verfügt unsere Website über gute Filterfunktionen: Die Events sind nach Kategorie, Stadtkreisen und Datum geordnet. So finden alle den Event, der zu ihnen passt.
Auf dem Programm von Food Zurich steht von der Metzgete bis zur Schoggisafari fast alles. Welche Veranstaltungen sind besonders gefragt?
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass die Leute gerne etwas lernen wollen. Kochkurse und Tastings sind beispielsweise besonders beliebt. Die Teilnehmer*innen lernen unter anderem, zu was und wie dunkle Schokolade genossen wird oder wie man kreativ gegen Verschwendung ankocht.
«Die Menschen möchten etwas lernen.»
Eigentlich hätte Food Zurich im Mai stattfinden sollen. Doch dann brach Corona auch in der Schweiz aus.
Ja. Als Mitte März der Lockdown verhängt wurde, befanden wir uns mitten im Schlussspurt. Es war schnell klar, dass wir das Festival verschieben müssen. Unser Glück ist es, dass wir viele kleine Events haben. Einzig das Festivalzentrum in der Europaallee können wir nicht wie geplant betreiben und das grosse Opening im Jelmoli können wir nicht durchführen. Ansonsten werden die Besucher*innen nicht merken, dass dieses Jahr besonders ist.
Wirklich?
Ja. Grosse Menschenansammlungen wird es sowieso nicht geben. Das scheint den Leuten Sicherheit zu geben: Seit Anfang September können Tickets gekauft werden, und über zwanzig Events sind bereits ausverkauft. Das hat mich ehrlich gesagt überrascht. Anscheinend haben die Leute wieder Lust, rauszugehen.
«Ansonsten werden die Besucher*innen nicht merken, dass dieses Jahr besonders ist.»
Auf welchen Event freust du dich besonders?
Auf den Slow Food Market in der Europaallee. Wir haben länger überlegt, ob wir ihn wirklich durchführen sollen. Schliesslich ist er stark vom Wetter abhängig. Doch es war uns wichtig, den Manufakturen eine Plattform zu geben. Sie stecken wie viele Gastronom*innen noch sehr in der Krise.
Auch das «Stadtgericht» gehört fix zu Food Zurich: Restaurants kreieren ein Menü rund um ein Motto.
Dieses lautet heuer «Für ein starkes Immunsystem»: Die Menüs sollen also das Immunsystem boosten. Das passt zum Herbst – und natürlich auch zu Corona. So wird zum Beispiel im vietnamesischen Restaurant Coming Soon eine Kraftbrühe serviert, die es in sich haben soll. Andere Restaurants experimentieren mit Brennnesseln, Kurkuma, Federkohl und Linsen. Die Köch*innen haben sich für die Menüs intensiv mit der Wirkung verschiedener Zutaten auseinandergesetzt.
«Ich wünsche mir, dass es wieder mehr Platz für Produzent*innen gibt.»
Bereits im Frühling wird es die nächste Food Zurich geben. Der Fokus wird dann auf der «kulinarischen Zukunft» liegen. Wie denkst du, dass diese aussehen wird?
Ich mache mir natürlich grosse Sorgen um die vielen Restaurantbetreiber*innen in Zürich. Die Branche leidet sehr unter Corona. Durch die Pandemie hat sich ein Trend beschleunigt: Konsument*innen schätzen jetzt noch mehr das Lokale.
Wie zeigt sich das?
Hofläden haben ja zum Beispiel einen richtigen Boom erlebt. Und viele haben entdeckt, dass es statt exotischer Beeren und Samen auch heimische Superfoods gibt. Dazu zählen Aroniabeeren, Hagebutten, Leinsamen und Lebensmittelhanf.
Und was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass es in Zukunft auch in Zürich wieder mehr Platz für Produzent*innen gibt. Für Bäcker*innen und Metzger*innen, aber auch für solche, die Gin, Bier oder Schokolade produzieren. In weiterer Zukunft werden sich Städte auch selbst ernähren können. Es werden dann in neuen Wohnsiedlungen Obstbäume gepflanzt und auf Dächern wird Gemüse wachsen.