«Die Älteren waren Selbstversorger»
Gabi Vogt hat beim Buch «Flachs Sugo Tandem» mitgearbeitet. Es porträtiert Schrebergärtnerinnen und -gärtner. Mit uns hat die Zürcher Fotografin über schöne Häuschen, Tomatensauce und Generationenclashs gesprochen.
Der Untertitel eures Buches lautet «Geschichten aus dem Schrebergarten». Welche Geschichte ist dir am meisten geblieben?
Mich hat bei allen Personen die Leidenschaft berührt, mit der sie ihren Schrebergarten pflegen. Viele Junge, die eine Parzelle neu übernehmen, müssen sich erst etwas finden. Doch auch sie sind relativ schnell im Modus «mein Garten, mein Land» – und investieren unglaublich viel Zeit. Aber natürlich sind mir auch einzelne Momente geblieben.
Zum Beispiel?
Wir waren dabei, als ein gebürtiger Italiener mit Freunden und Familie zwei Wochenenden lang 400 Kilogramm Tomaten eingekocht hat. Ausserdem ist mir ein Gartenhäuschen von einem Grafiker-Paar speziell in Erinnerung geblieben: Es ist aus Holz und hat zwei Glaswände. Ausserdem steht es an einer Hanglage und bietet eine wunderbare Aussicht.
«Beides war damals eine Sensation.»
Kommen im Buch viele junge Pächter vor?
Einige. Es sind insgesamt 14 Geschichten, davon auch viele von solchen um die 40 und von Rentnern. Zum Beispiel erzählen wir von Christina, die in den 70ern einen Garten übernommen hat. Sie war damals unverheiratet und wurde später in den Vorstand gewählt. Beides war damals eine Sensation.
Verstehen sich die verschiedenen Generationen?
Ja. Aber die Gründe, weshalb sie einen Garten pachten, unterscheiden sich. Die Älteren brauchten den Garten oft zur Selbstversorgung und wollten damit Geld sparen. Für die Jüngeren stehen ökologische und persönliche Interessen im Vordergrund.
Erlebt der Schrebergarten einen Imagewandel?
Ja. Auch wir hatten einige Klischees im Kopf und empfanden die Gärten als abweisend. Die meisten sind ja sogar mit einem Tor abgeschlossen! Uns ist aber aufgefallen, dass auf den meisten Anlagen die Pächter angehalten sind, biologisch zu gärtnern. Das hat sich schon gewandelt – und spricht vermutlich auch die Jungen an. Gärtnern ist ja allgemein wieder etwas hipper geworden.
«Gärtnern ist wieder hipper geworden.»
Du lebst in Zürich, die Gärten im Buch befinden sich aber alle in Luzern. Möchtest du das Projekt hier wiederholen?
Vorerst nicht. Es war sehr zeitintensiv: Wir haben rund vier Jahre daran gearbeitet. Und letztlich spielt es auch keine Rolle, ob die Gärten in Luzern, Zürich oder sonst wo in der Deutschschweiz liegen.
Wieso nicht?
Es sind alles ganz eigene Mikrokosmen, die sich trotzdem ähneln –unabhängig vom jeweiligen geografischen Standort. Die Geschichten, die wir erzählen, könnten sich also überall abgespielt haben.
Zum Buch
Die Zürcher Fotografin Gabi Vogt und die Luzerner Autorin Stephanie Elmer haben Menschen in ihren Schrebergärten besucht. Diese Begegnungen haben sie in Text und Bild festgehalten. So sind 14 Porträts entstanden. Die Grafik haben Karin Meier und Felix Gübeli übernommen. Erschienen ist «Flachs Sugo Tandem» bei Edition Clandestin. Das Buch kann hier bestellt werden.
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Info
Noch bis 8. Juni werden im Never Stop Reading die Fotografien ausgestellt. Vernissage ist am Donnerstag, 23. Mai, um 19 Uhr.
Adresse
Never Stop Reading
Spiegelgasse 18
8001 Zürich
+ 44 578 09 35
Website
Öffnungszeiten
Dienstag bis Freitag, 10–19 Uhr
Samstag, 10–17 Uhr