Kultur & Nachtleben | Nachtleben-Kolumne

«Ausgeben statt Ausgehen»: die Sammelaktion fürs Zürcher Nachtleben

Kommentar: Alexander Bücheli

Nachdem die Clubs geschlossen und Tanzveranstaltungen schon länger verboten sind, treffen die verschärften Covid-19-Massnahmen nun alle kulturellen Veranstaltungen. Mit der verlängerten Sperrstunde ab 19 Uhr fällt zudem die Existenzgrundlage für die Barbetriebe weg. Trotz der ausgebauten Covid-19-Unterstützung ist jetzt schon absehbar, dass es Unternehmen und Exponenten der Nachtkultur geben wird, die keine oder zu wenig Unterstützung erhalten werden. Als Reaktion auf diese Situation hat das Zürcher Nachtleben nun die gemeinsame Fundraising-Aktion «Ausgeben statt Ausgehen» lanciert.

Die kürzlich getroffenen Entscheidungen des Kantons Zürich und des Bundes haben die Situation für die Zürcher Nacht- und Kulturunternehmen verschärft. Betroffen sind jetzt nicht nur die Clubs, sondern auch Kinos, Theater und auch die Barbetriebe. Sie dürfen neu nur bis 19 Uhr geöffnet haben. Einmal mehr weigert sich die Politik, für eine klare Situation zu sorgen. Statt konsequenterweise die Unternehmen ganz zu schliessen und zu entschädigen, wird ihnen mit immer weiter führenden Massnahmen jegliche Existenzgrundlage entzogen. Somit wird ein Konkurs auf Raten in Kauf genommen, denn es ist immer noch nicht klar, ab wann, an wen und wie die Unterstützung der Covid-19-Härtefallregelung ausbezahlt wird.

Die Verantwortlichen gefährden Leben und Arbeitsplätze.

Die schwierige Situation, in der sich die Bars in der Stadt Zürich bereits jetzt befinden, spitzt sich somit kontinuierlich zu. Für Unverständnis sorgen dabei nicht die Massnahmen – auf die epidemiologische Lage muss ja reagiert werden –, sondern das politische Trauerspiel auf Ebene des Bundes und des Kantons. Die Verantwortlichen nehmen nicht nur weitere Covid-19-Ansteckungen in Kauf, sondern gefährden die Existenz vieler Unternehmen – und somit auch Arbeitsplätze!

Die Solidarität ist gross.

Trotz der kritischen Lage, in der sich die Zürcher Nachtkultur befindet, gibt es auch Hoffnungsschimmer: Die Solidarität ist von verschiedensten Seiten spürbar und der gemeinsame Spirit unter den Zürcher Playern ist so stark wie noch nie. Da unabhängig von der Unterstützung des Kantons und des wirtschaftlichen Geschicks eines einzelnen Unternehmens mit Härtefällen zu rechnen ist, hat das Zürcher Nachtleben unter der Federführung der Bar & Club Kommission die Fundraising-Kampagne «Ausgeben statt Ausgehen» lanciert. Dabei wird das Zürcher Nachtleben durch die Agentur Artishock.ch unterstützt. So soll nicht nur in der Not solidarisch geholfen werden können, es geht auch darum, eine Zukunftsperspektive zu schaffen und dringend notwendige Investitionen zu ermöglichen.

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Um den unterschiedlichen Interessen der Spender*innen gerecht zu werden, gibt es drei Spendenmodelle. Die Einnahmen des Fundraisings kommen je nach Wunsch dem Zürcher Nachtkulturfonds oder der Bar & Club Kommission zugute oder werden zwischen diesen verteilt. Da Solidarität zu Covid-19-Zeiten wichtig ist, gehen beim solidarischen Spendenmodell 5 Prozent der Einnahmen an «Coronavirus Schweiz» der Glückskette. Weitere 5 Prozent gehen an «Essen für Alle» der Autonomen Schule Zürich und der Pfarrer Sieber Stiftung.

Wieso es so wichtig ist, dass das Zürcher Nachtleben mit der Bar & Club Kommission über eine starke Lobby verfügt, hat die Covid-19-Pandemie nun auch dem letzten Zweifler gezeigt. Nur mit einem starken Verband erhalten die Mitglieder die nötige Beratung und können sich bei der Politik und der Öffentlichkeit Gehör verschaffen.

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Die Bar & Club Kommission Zürich hat während der ganzen Pandemie einen enormen Mehraufwand betrieben, was das Lobbying, die Medienarbeit, das Informieren und die Beratung der Mitglieder betrifft. Durch die für die BCK bestimmten Einnahmen des Fundraisings wird zuerst dieses durch Corona entstandene Defizit gedeckt. Die übrig bleibenden Erträge werden für die Verwaltung des Nachtkulturfonds, die Vereinsadministration, zukünftige Aufwände wegen Covid-19 und für die Weiterentwicklung des Vereins aufgewendet.

Die Bar & Club Kommission hat die Fundraising-Kampagne mitlanciert.

Mit dem neu geschaffenen Zürcher Nachtkulturfonds wird ein nachhaltiges Förderinstrument für das hiesige Nachtleben aufgebaut. Die Mittel werden nach definierten Kategorien zugunsten der in der Stadt Zürich ansässigen Nachtkulturunternehmen und -initiativen sowie im Kanton Zürich wohnhafte Einzelpersonen verwendet werden. Die Vergabe der Gelder ist an ein Reglement geknüpft und der Entscheid wird durch einen unabhängigen Beirat gefällt. Der Beirat setzt sich aus Fachpersonen aus den Bereichen Kultur, Nachtleben und Trinkkultur zusammen. Allen gemeinsam ist, dass sie unabhängig sind. Das heisst, dass sie keinen eigenen Betrieb führen oder in einem der potenziell bezugsberechtigten Unternehmen eine leitende Position innehaben.

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In einer Notsituation, wie sie nun mit Covid-19 vorliegt, sollen die Fondsgelder in Form von À-fonds-perdu-Beiträgen zur vorläufigen Liquiditätssicherung zur Verfügung gestellt werden. Der Notstand muss begründet werden. Der Betrieb muss glaubhaft darstellen, was er alles unternommen hat, um die Liquidität zu sichern, und belegen, dass es sich um ein gesundes Unternehmen handelt. Es werden nur Verbindlichkeiten übernommen, die einen Betrieb nachweislich in eine finanzielle Notlage bringen. Dabei kann es sich um offene Rechnungen von Künstler*innen, Freelancer*innen, Lieferanten, um Versicherungsgebühren oder um Abgaben an die Sozialversicherungen handeln.

Es muss dringend in das Zürcher Nachtleben investiert werden.

Um auch nach der Pandemie Investitionen zu fördern, sollen die Mittel des Nachtkulturfonds zukünftig auch zur Finanzierung von betriebseigenen Projekten im Zusammenhang mit Innovation und Nachhaltigkeit verwendet werden. Beispiele sind Schallschutzbauten oder eine Energiesanierung. Der Finanzierungsanteil beträgt jeweils maximal 50 Prozent des Investitionsvolumens. Im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie ist es auch denkbar, dass Investitionen in Covid-19-Schutzmassnahmen, zum Beispiel der Einbau einer optimierten Lüftung, mitfinanziert werden.

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Die Mittel des Nachtkulturfonds werden auch für die Finanzierung von betriebsübergreifenden Projekten zur Verfügung stehen. Dabei geht es um Visionen, die den Ruf der Stadt Zürich als einer der Nachkulturorte in Europa fördern. Im Zusammenhang mit der Covid-19-Pandemie ist es auch denkbar, dass Investitionen in gemeinsame Schutzmassnahmen – beispielsweise der Kauf von Hygienemasken – über den Fonds getätigt werden können. Solche betriebsübergreifenden Projekte können zu Beginn bis zu 100 Prozent finanziert werden, wenn die Aussicht besteht, dass das Projekt später selbsttragend ist oder keine Folgekosten generiert.

Gerade die Zukunftsperspektive des Zürcher Nachtkulturfonds ist für die nachhaltige Unterstützung zentral. Denn die Krise wird für das Nachtleben auch bei einer Normalisierung weiterhin anhalten. Jetzt angehäufte Schulden würden ohne Unterstützung zu einem Investitions-Stopp führen. Investitionen sind aber dringend, damit Zürich bei Nacht weiterhin attraktiv bleibt!

Durch das Fundraising besteht nun auch eine Möglichkeit, sich als Liebhaber*in der Zürcher Nacht solidarisch zu zeigen – entweder durch eine Spende oder indem man durch eigene Aktionen auf das Fundraising aufmerksam macht. Denn eines ist klar: Je mehr Geld zusammenkommt, desto lebendiger ist die Zukunft des Zürcher Nachtlebens.

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