Kultur & Nachtleben | Nachtleben-Kolumne
Sommerzeit, Feier- und Festivalzeit – ein kleiner Survival Guide
In keiner Jahreszeit werden mehr Drogen konsumiert als im Sommer. Da dieser Konsum immer mit Risiken verbunden ist und unserem Nachtleben-Kolumnisten Alexander Bücheli eure Gesundheit am Herzen liegt, hat er die wichtigsten Tipps zusammengestellt.
Dieser Survival Guide richtet sich an diejenigen Tänzerinnen unter euch, für die der Konsum berauschender Substanzen zum Sommer gehört. Egal wie viele Erfahrungen du hast: Um die Gefahren des Drogenkonsums nicht unnötig zu erhöhen, solltest du eine möglichst risikoarme Haltung entwickeln.
Vor dem Konsum musst du dir nicht nur bewusst machen, wo und welche Substanz du aus welchem Grund konsumieren willst. Zu einer risikoarmen Haltung gehört auch, dass du dich mit dem Substanzwirkprofil – das heisst sowohl mit der Wirkung als auch mit den Nebenwirkungen – auseinandersetzt. Zu beachten gilt dabei, dass je nach Substanz und Einnahmeform spezifische Safer-Use-Regeln existieren. Beispielsweise solltest du beim Schnupfen die Substanz möglichst fein hacken sowie auf das beliebte Teilen von Röhrchen verzichten – nicht nur aus hygienischen Gründen. Spezifische faktenbasierte Substanz- und Safer-Use-Informationen findest du beispielsweise auf know-drugs.ch.
Zur Vorbereitung zählt auch, dass du die tatsächliche Substanzzusammensetzung in Erfahrung bringst. Bei Alkohol ist dies noch einfach, bei illegalen Drogen sind die tatsächlichen Inhaltsstoffe und der Wirkstoffanteil dagegen nicht bekannt. Wohnst du in Zürich, hast du Glück: Jeweils dienstags und freitags kannst du im Drogeninformationszentrum DIZ deine Drogen testen lassen. Ergänzt wird das Drug-Checking-Angebot durch mobile Einsätze in den Zürcher Clubs oder an der Street Parade. Aktuelle Warnungen findest du online auf saferparty.ch. Du kannst dir auch die Know-Drugs App runterladen.
Die Drug-Checking-Resultate zeigen: Sowohl XTC-Tabletten als auch Kokain und Amphetamin weisen heute einen überraschend hohen Wirkstoffgehalt auf. Sie sind im Vergleich zu früher mit weniger psychoaktiven Streckmitteln versetzt.
Das grösste Risiko stellt der stark variierende Wirkstoffgehalt dar. Dieser lag 2018 bei Kokain zwischen 2,3 % und 100 %, durchschnittlich enthielten die analysierten Proben 77,8 % Kokain. XTC-Tabletten enthielten zwischen 24,5 mg und 281,8 mg MDMA, durchschnittlich 165,5 mg MDMA, und bei Amphetamin variierte der Gehalt zwischen 1,0 % und 97,6 %, durchschnittlich 55 %.
Schliesslich wusste bereits Paracelsus, dass die Dosis ausschlaggebend dafür ist, wie giftig eine Substanz ist.
Grund genug, vorsichtig zu dosieren. Schliesslich wusste bereits Paracelsus, dass die Dosis ausschlaggebend dafür ist, wie giftig eine Substanz ist. Neben der erhöhten Vergiftungsgefahr treten bei hohen Dosen auch Nebenwirkungen wie Muskelkrämpfe, Zähneknirschen, Kopfschmerzen und Übelkeit viel stärker auf, aber auch das Come-Down und der Hangover sind ausgeprägter.
Falls du keine Möglichkeit hast, deine Substanz analysieren zu lassen, dann beginne jeweils mit einer kleinen Dosis, zum Beispiel einem Viertel Pille, und überleg dir gut, ob es nötig ist, nachzulegen. Ist der Wirkstoffgehalt bekannt, dann gilt es, die Dosis an Geschlecht, Gewicht und Alter anzupassen. Gerade bei Frauen lösen schon geringe Mengen die gewünschte Wirkung aus.
Während des Trips heisst es zu geniessen und bewusst auf die körperlichen und psychischen Signale zu achten. Tanzen ist Hochleistungssport – lege deshalb Pausen ein und gönne deinem Körper und Geist genügend Erholung. Trinke einen halben Liter Wasser oder andere nicht alkoholische, koffeinfreie Getränke pro Stunde und vermeide den Mischkonsum.
Nicht jede Substanz ist für alle gleich geeignet.
Die Einnahmen zweier unterschiedlicher Substanzen stellt immer ein erhöhtes Risiko dar. Wie hoch dieses ist, hängt von den kombinierten Substanzen und der jeweiligen Dosis ab. Zu den Substanzen, die in Kombination am häufigsten zu Problemen führen, vor allem in hohen Dosen, zählt der Alkohol.
Wie du weisst, hat jede noch so schöne Reise einmal ein Ende. Ein gepflegtes Herunterkommen mit den richtigen Leuten rundet die Reise nicht nur ab, sondern bietet auch die Möglichkeit, den Rausch in Relation zur Substanz, zur Dosis und zum Setting zu reflektieren. Dabei kannst du wichtige Erkenntnisse gewinnen, die dir dabei helfen, deine risikoarme Haltung weiterzuentwickeln.
Sei also ehrlich zu dir selbst: Nicht jede Substanz ist für alle gleich geeignet. Vielleicht bist du halt eine dieser Personen, die beispielsweise Cannabis nicht vertragen. Und ein letzter Tipp: Nach einem intensiven Sommer empfiehlt es sich, eine mehrwöchige Drogen-Fastenzeit einzulegen, damit sich dein Körper nicht an die Substanz gewöhnt.