«The Shape of Water»: die Schöne, der Fischmann und die Zürcher Seekuh
Die schöne Sally Hawkins fühlt sich in Guillermo del Toros «The Shape of Water» zu einem schuppigen Fischmann hingezogen – und die ganze Welt ist hingerissen. Unglaubliche 13 Mal ist der Film für den Oscar nominiert. Unser Filmkritiker Reto Baer hat sich auf die Suche nach dem berühmten Haar in der Suppe gemacht.
Als Filmkritiker habe ich mich damit abgefunden, dass die meisten coolen Dinge in den USA passieren: Im Moment reden alle nur noch von diesem Wassermonster aus «The Shape of Water». Über die «Seekuh», das einzige Schweizer Wassermonster, gibt es natürlich keinen Film. Der Wassermähdrescher ist – typisch schweizerisch – ein nützliches Monster, das die Häfen von Wasserpflanzen befreit.
Das interessiert in Hollywood keine Kaulquappe. So erstaunt es mich auch nicht, dass das Wasserwesen von «The Shape of Water» nicht im Hallenbad Oerlikon, sondern in einer geheimen amerikanischen Einrichtung eingesperrt ist. Die in Hollywood wollen einfach, dass alles Spannende vor ihrer Haustür passiert. Diese Egoisten!
«Man muss zähneknirschend zugeben: Der Film ist tatsächlich ein Meisterwerk.»
Und dann wird «The Shape of Water» auch noch mit Lobhudeleien und Auszeichnungen überhäuft: mit dem Goldenen Löwen von Venedig, zwei Golden Globes und wahnwitzigen 13 Oscar-Nominationen. Das ist alles etwas gar viel, sodass man als Filmkritiker ins Kino geht, um das berühmte Haar in der Suppe zu finden. Am Ende muss man indes zähneknirschend zugeben: Der Film ist tatsächlich ein Meisterwerk. Auch wenn die amphibische Kreatur nicht aus dem Zürichsee gestiegen ist.
Das Wassermonster ist dem Hirn Guillermo del Toros entsprungen. Der Autorenfilmer hat uns schon mit «Hellboy» (2004) und «Pan’s Labyrinth» (2006) den besonderen Gruselfaktor beschert. In «The Shape of Water» erzählt er nun ein neues «Die Schöne und das Biest»-Märchen. Zwischen Elisa (Sally Hawkins), die die besagte geheime US-Einrichtung putzt, und dem eingesperrten Wassermann (Doug Jones) knistert es nämlich ganz schön. Vielleicht liegt es daran, dass sie stumm ist wie ein Fisch.
13
Mal ist der Film für den Oscar nominiert.
Und die ganze Romanze gibt es nur wegen Guillermo del Toros Kindheitstrauma: Als Knirps sah der Mexikaner nämlich «The Creature from the Black Lagoon» (1954) und litt darunter, dass es für die schöne Kay und den glitschigen Fischmann kein Happy End gab.
«Guillermo del Toro zeigt, dass das eigentliche Monster ein Mensch ist.»
Mit «The Shape of Water» arbeitet Guillermo del Toro sein Trauma nun geradezu poetisch auf. Und er zeigt, dass das eigentliche Monster ein Mensch ist. Der Hüne Michael Shannon spielt den Typen herrlich fies. Trotzdem gibt es so herzerwärmende Filmmomente, dass wir «Nah-am-Wasser-Gebauten» dringend empfehlen, ihr Survival Kit mit «Papiernastüchli» ins Kino mitzubringen.
Reto Baers Bewertung
«The Shape of Water» läuft in folgenden Zürcher Kinos:
Abaton
Arena Cinemas
Arthouse Alba
Corso
Kosmos
Riffraff
Und die cleveren Programmverantwortlichen vom Filmpodium zeigen Guillermo del Toros Inspiration «The Creature from the Black Lagoon» in schwarzweissem 3D.