Wok Hei! Wie Reis mit Ei zum globalen Phänomen wurde
Unser Kulinarik-Kolumnist Hans-Georg «HG» Hildebrandt erklärt, wie Egg Fried Rice auf Youtube zum Phänomen wurde und stellt die beiden dafür verantwortlichen Foodblogger vor. Ausserdem war er Gast im El Patio Latino, einem coolen Pop-up.
Gebratener Reis mit Ei, oder eben Egg Fried Rice: Mit diesem Thema zu weltweiter Bekanntheit aufzusteigen und vier Millionen Follower auf Youtube zu generieren – das ist eine ziemliche Leistung. Das einfache, aber immer leckere Gericht ist nämlich innert vier Minuten zubereitet.
Ein Comedian startet den Hype.
Der malayisch-chinesische Comedian Nigel Ng alias Uncle Roger hat es geschafft. Vor rund einem Jahr kreierte Ng die Figur des Uncle Roger, einen prototypischen Asiaten, der auf Youtube Kochvideos guckt und meist empört reagiert – zum Beispiel darauf, wie Jamie Oliver himself das eigentlich simple Rezept für Egg Fried Rice mit Convenience-Produkten und fehlender Empathie zugrunde richtet. Der desolate Ausruf «Haiyaaa», wenn ein Youtube-Koch wieder mal Uncle Rogers Leibgericht massakriert, wurde berühmt, wie auch Rogers respektvolles «Fuiyooo» angesichts der Künste von Gordon Ramsay oder des chinesischen Sternekochs Wang Gang, der Egg Fried Rice auf dem Niveau der Spitzenküche kocht.
Die französische Alternative.
Angesichts Uncle Rogers phänomenaler Erfolge begab sich auch «Frenchguycooking» Alex auf eine mehrteilige Suche nach dem perfekten Egg Fried Rice. Er liess sich in Paris von Sternekoch Samuel Lee im Shang Palace des Hotels Shangri La den perfekten Reis zubereiten und erfuhr dort, was Wok Hei ist – nämlich der sexy-appetitliche Duft von in der Wok-Hitze zerstäubtem und abgefackeltem Öl und den dank viel körperlicher Energie durch die Luft fliegenden Zutaten, namentlich der Röstaromen, die im Reis entstehen. Auch diese Videos sind gleichermassen unterhaltsam wie lehrreich. Besonders wichtig: Reis für Egg Fried Rice sollte am Vortag gedämpft werden, und wie das geht, ist in diesem Video zu erlernen.
Das Problem mit Wok Hei – und eine vernünftige Lösung.
In einer gängigen Zuhauseküche wird niemand Wok Hei erzeugen wollen. Man sollte das nur unter einer sehr starken Lüftung versuchen, wie sie zum Beispiel im empfehlenswerten Zürcher Asia-Restaurant Tiffins zu sehen ist. Es setzt sich sonst in weitem Umkreis auf sämtlichem Mobiliar rasch ein schlimmer Ölfilm ab; ausserdem entsteht Feuergefahr, denn das Öl lodert manchmal doch ziemlich auf. Wer einen guten Grill besitzt, kann sich dafür einen Wok-Ring zulegen und draussen sein Glück mit Wok Hei versuchen.
Ich habe das nicht ausprobiert, aber kriege auf dem Herd einen halbwegs vernünftigen Egg Fried Rice zustande. Es ist nicht kompliziert, nach zwei, drei Mal hat man es drauf.
Hier das Rezept:
Zutaten für 2 Personen:
- 2 Knoblauchzehen
- 1 daumengrosses Stück Ingwer oder Galanga (findet Uncle Roger besser)
- 300 g Jasmin- oder Basmati-Reis vom Vortag, idealerweise im Dampfeinsatz zubereitet (er muss jedenfalls schon gekocht sein)
- 2 Frühlingszwiebeln, weiss und grün separat klein geschnitten
- 1 TL Sambal Oelek oder Sriracha
- 2 Eier
- Sesamöl geröstet
- Sojasauce
- Gemüse nach Wahl
- Limette
- Bratbutter oder Pflanzenöl
Zubereitung in 10 easy Schritten:
- Knoblauch und Ingwer mit der feinsten Raffel (Microplane) in die beschichtete Pfanne raffeln.
- Weissen Teil der Frühlingszwiebeln klein schneiden und dazugeben.
- Alles in gesottener Butter, Rapsöl oder (ungeröstetem) Sesamöl anrösten.
- Hitze erhöhen, bis die Zwiebeln zu glänzen beginnen.
- Reis dazugeben und sautieren (Pfanne schütteln und den Reis «hüpfen» lassen) oder mit dem Spachtel wenden. Geduld ist nötig – wir haben kein offenes Feuer und brauchen Zeit, bis der Reis angeröstet ist. Keine Bange vor zu viel Hitze!
- Wenn der Reis Farbe annimmt, Gemüse dazugeben und mit dem Reis vermengen, um es zu erhitzen.
- Pfanne vom Kochfeld nehmen. Eier aufschlagen und direkt in die Pfanne geben. Mit dem Spachtel umrühren. Pfanne wieder aufs Kochfeld zurückstellen. Rasch alles vermengen.
- Sambal Oelek oder andere Schärfe der Wahl beigeben.
- Wenn das Ganze nicht mehr feucht glänzt, ist der Reis bereit. Etwas Sojasauce und etwas geröstetes Sesamöl über das Gericht geben.
- Anrichten: In Teller geben und das kleingeschnittene Grün der Frühlingszwiebel darüberstreuen. Halbe Limette über jedem Teller ausdrücken. Fertig. Megafein.
Inspirationen zum Abändern gibt’s in den Videos!
Restaurant-Tipp des Monats: El Patio Latino
Das El Patio Latino ist ein Pop-up, das man nicht verpassen sollte. Eine engagierte und vorbildlich diverse Crew um Frederico Freiermuth vom Weissen Rössli an der Bederstrasse hat den ehemaligen Werkhof der Baufirma De Capitani an der Klopstockstrasse (Enge-Quartier) in einen aufregenden Food-Court verwandelt.
Es gibt Tostadas und Tamales von Ay Mami, authentisch schmeckende Ceviche aus Süsswasser-Zuchtfisch und nachhaltig produzierten Crevetten von Freiermuths Company Damn Delicious, und von Dave Morales Wälti (zuletzt im Casino Bern tätig) kommen vegane Sanguches und das Sandwich de Chola, ein bolivianischer Streetfood-Klassiker, das nicht nur toll aussieht, sondern auch die allermeisten Burger in den Schatten stellt. Standardmässig sollte dazu Bier oder ein Pisco Sour getrunken werden.
Das Patio Latino hat ein griffiges Konzept und bietet eine tolle, spontane Stimmung ohne das Bemühte der Foodtruck-Festivals, die vor ein paar Jahren hip waren. Werde da so oft wie möglich hingehen.
Adresse
El Patio Latino
Klopstockstrasse 23
8002 Zürich
Öffnungszeiten
Noch bis 2. September
Mittwoch bis Freitag ab 16 Uhr
Samstag und Sonntag ab 12 Uhr