«Man muss kein Megakoch sein»
Als «Foodblog mit einem grosszügigen Klecks Literatur» beschreibt Nicole Giger selbst ihre Seite «Mags Frisch». Nun hat die 33-jährige Zürcherin ihr erstes Kochbuch herausgegeben: In «Ferrante, Frisch & Fenchelkraut» stecken neue Rezepte aus aller Welt – und viele Geschichten. Wir haben mit Nicole über das Buch, ihren Blog und Max Frisch gesprochen.
Was magst du so an Max Frisch, dem Namensgeber deines Blogs?
Er behandelt die grossen Themen des Lebens, Vorurteile, Rassismus, Altern, Tod. Das fasziniert mich. Zudem ist er auch von Zürich und war ein Linker, das haben wir gemeinsam! Und gastrotechnisch verkehrte er oft im Odeon und in der Kronenhalle, dort hat er sicher das typische Zürcher Geschnetzelte gegessen. Ich stelle mir auch vor, dass er Polenta und Rotwein mochte, er wohnte ja gegen Ende seines Lebens im Tessin.
Wie kamst du auf die Idee für Mags Frisch?
Ich habe selbst viele Blogs angeschaut und mich auf Pinterest herumgetrieben. Irgendwann wollte ich selbst auch etwas machen. Ich wollte aber, dass es ein bisschen anders wird als die klassischen Foodblogs. Denn davon gab es damals schon viele, und mittlerweile sind es noch viel mehr. Für mich war klar, dass ein Fokus auch auf den Texten liegen wird – ich komme vom Schreiben und das liegt mir. Auch das Fotografieren habe ich mir mittlerweile recht gut beigebracht: Die Bilder für mein Buch habe ich selbst gemacht.
Würdest du dich als Influencerin bezeichnen?
Schwierige Frage – das kann ich nicht eindeutig beantworten. Was ich zum Beispiel fast nie mache, ist, selbst auf den Bildern zu posieren. Danach habe ich einfach kein Bedürfnis. Aber natürlich verdiene ich auch über klassische Influencer-Aufträge Geld. Sprich ich poste Promotionen, in denen ich dann ein Produkt in ein Rezept integriere und das klar ausweise. Wenn ich mich mit etwas nicht identifizieren kann, lehne ich den Auftrag aber ab. Weil ich vor allem über andere Kanäle Geld verdiene, geht das.
«Ein Buch war für mich immer die absolute Königsdisziplin.»
An wen richtet sich dein literarischer Foodblog?
Eigentlich an alle! Klar muss man sich für Essen interessieren, aber man kann meinen Blog auch lesen, ohne ein Megakoch zu sein. Gerade weil er auch noch Wissen und Unterhaltung liefert. Bei anderen Blogs ist die Bereitschaft zum Nachkochen viel wichtiger als bei mir, weil die Rezepte oft den Hauptteil ausmachen.
Wie kamst du vom Bloggen auf die Idee für ein Buch?
Ein Buch war für mich immer die absolute Königsdisziplin. Ich habe Germanistik studiert, ich liebe Literatur und empfinde ein Buch als etwas Wertvolles. Trotzdem habe ich selbst nicht daran gedacht, eines zu schreiben. Der AT Verlag ist mit dieser Idee auf mich zugekommen, wohl gerade weil ich mich in dieser Nische aus Literatur und Kochen so wohlfühle. Und zu dieser Gelegenheit habe ich natürlich nicht Nein gesagt!
«Das Buch ist für Menschen, die mehr wissen wollen, als wie viel Mehl in den Kuchen kommt.»
Was unterscheidet dein Buch von anderen Kochbüchern?
Im Buch findet man wie auf dem Blog nicht nur Rezepte, sondern auch die Geschichten darum herum. Seien das Hintergrundinfos zu fernen Ländern und Kulturen, zu Gerichten und ihren Zubereitungsarten oder sei es passende Literatur. Und es sind nur neue Rezepte und Texte drin – ich wollte keine Zweitverwertung meines Blogs drucken. Auch treue Fans sein sollen einen Mehrwert bekommen.
Ist das Buch auch etwas für Literaturbanausen?
Absolut. Die Literatur ist auf niederschwelligem Niveau und sehr einladend, auch wenn man noch keinen Kontakt hatte mit Goethe und Co. Das Buch ist in erster Linie für Menschen, die mehr wissen wollen, als wie viel Mehl und Butter in den Kuchen kommt. Und goldrichtig für jene, die sich für Essen, für andere Kulturen und eben Anekdoten aus der Welt der Literatur interessieren.
Das Buch «Ferrante, Frisch & Fenchelkraut» ist beim AT Verlag erschienen und überall dort erhältlich, wo es Bücher gibt.