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«Ich fühle mich wie Mr. Spock»

Text: Eva Hediger Fotos: Jasmin Frei

Peter Grünbaum wünschte sich eine Wohnung, die ihm niemals gekündigt werden konnte. In der Nähe der Hardbrücke fand er sie und viel Platz. Denn Peter ist ein passionierter Sammler. Uns hat er sein Zuhause und seine Lieblingsstücke gezeigt.

Der Einfamilienhaus-Groove sei nichts für ihn gewesen, sagt Peter Grünbaum. «Ich hatte den Traum von einem Haus mitten in der Stadt, aus dem man mich nie mehr rausschmeissen konnte.» Deshalb gründete er in den 90er-Jahren mit Gleichdenkenden die Arbeitsgruppe «Wohnen, Arbeiten und Freizeit unter einem Dach.» Damals standen in Zürich noch mehr Häuser und Industriegebäude leer. Peter besichtigte viele davon. Doch die meisten entsprachen nicht seinen Vorstellungen. Und wenn doch, fehlte ihm die Unterstützung seiner Gruppe. «Die Leute waren schliesslich doch nicht gewillt, Geld auszugeben.»

«Ich hatte den Traum von einem Haus mitten in der Stadt, aus dem man mich nie mehr rausschmeissen konnte.»

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Wohntypentest

Ein Freund erzählte ihm von Steff Fischer. Dieser verfolgte ähnliche Pläne wie Peter – und hatte bereits an der Hardturmstrasse 66 ein passendes Haus gefunden. «Doch der Besitzer Albert Hans wollte nicht verkaufen. Vermutlich aus emotionalen Gründen.» Denn es war das erste Geschäftshaus des damals erfolgreichen Porzellanhändlers.

Doch nach über einem Jahr willigte Albert Hans ein. «Dann ging es schnell», erinnert sich Peter. Sie gründeten die Aktiengesellschaft zürichparis AG – «wir wollten keinen normalen Namen wie Immobilien Zürich West» – und klapperten Banken ab, um die nötigen Kredite zu erhalten. «Doch die meisten Banker lehnten ab.» Das Konzept sei zu wenig erfolgversprechend gewesen: «Wir wollten mitten im Industriegebiet ein durchmischtes Haus aufbauen – eines, in dem man arbeiten, leben und sterben kann.»

Peter hat, wie die anderen Gründer der Aktiengesellschaft, ein lebenslanges Wohnrecht.

Heute befindet sich im Parterre des Hauses das Café und die Buchhandlung Sphères, in den oberen Stockwerken hat sich beispielsweise die Redaktion der WOZ eingemietet. «Es gibt nur Mieter», so Peter. Er hat, wie die anderen Gründer der Aktiengesellschaft, ein lebenslanges Wohnrecht. Sie alle bauten im leerstehenden Gebäude ihre Wohnungen nach ihren Bedürfnissen und auf eigene Kosten ein.

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«Den Estrich wollte eigentlich niemand. Ich hatte auch Horror vor Dachschrägen und Balken», sagt Peter.

Peter wohnt mit seiner Frau und dem Hund im obersten Stock. «Den Estrich wollte eigentlich niemand. Ich hatte auch Horror vor Dachschrägen und Balken», sagt Peter. Doch gemeinsam mit dem Architektenduo Fuhrimann und Hächler wandelte er die Räumlichkeiten in eine helle Loft mit vier Meter hoher Decke um: «Wir haben die gleiche Ästhetik und mussten uns deshalb nie streiten.» Auch nach fast zwanzig Jahren sei ihm seine Wohnung noch nicht verleidet. «Ich möbliere aber oft neu.» Die meisten Möbel stammen von einem Möbelbauer aus Bülach - so auch die hellgelbe Küche, die Sideboards oder der grosse Esstisch - und aus dem Fundus von Peters Galerie und Onlineshop 1000-objekte.ch.

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Peter mag es, von seinem Lieblingsplatz in der Wohnung in die Stadt zu blicken. «Ich fühle mich dann immer ein bisschen wie Mr. Spock in seinem Cockpit», erzählt Peter. Die Aussicht hat sich in den letzten Jahren stark verändert. «Mittlerweile ist jeder Quadratzentimeter in diesem Quartier verkauft und überbaut.» Von seinem Balkon bei der Küche sieht er fast nur neue Überbauungen, die alten Bernoulli-Häuser werden von neuen Komplexen überdeckt. «Früher hat es mir besser gefallen», sagt er. «Es war ein verschlafenes Viertel. Es gab keine Geschäfte und Cafés.» Auch die Brücke über die Limmat war bei seinem Einzug noch nicht gebaut. «Der Spazierweg war damals leer. Heute ist es dort hektischer als an der Bahnhofstrasse.» Wegzuziehen habe er sich zwar ab und zu überlegt, «aber nicht wirklich». Vor allem in Zürich könne er sich kein anderes Quartier vorstellen.

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Er sei ein pathologischer Sammler, sagt Peter. Seine grösste Leidenschaft gehört Design-Möbeln und dem Murano-Glas.

Peter kommt ursprünglich aus Bern. «Wie alle habe ich gesagt, dass ich Bern nie verlassen werde, und es trotzdem gemacht.» Berufsbedingt landete er schliesslich in Zürich. «Dabei hatte ich vor Zürich ziemlich Angst. Die Stadt war mir zu hektisch und zu aggressiv.» 1986 gründete er hier eine eigene Agentur, die er achtzehn Jahre lang erfolgreich führte. Dann überliess er sie seinem Juniorpartner, um was Neues zu probieren. «Ich habe aber bald gemerkt, dass ich alles, was ich eigentlich machen möchte, gar nicht kann, und was ich wirklich gut konnte, das Marketing, wollte ich nach so vielen Jahren nicht mehr ausüben.» Für ein Studium fühlte er sich damals zu alt. 2005 eröffnete Peter im Niederdorf eine Galerie für Glas und Design. «Das war damals mein Hobby.»

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«Ich wollte dann etwas weniger Machomässiges sammeln als Roboter», so Peter.

Er sei ein pathologischer Sammler, sagt Peter. Seine grösste Leidenschaft gehört Design-Möbeln und dem Murano-Glas. Davor sammelte er Roboter aus den 50er- und 60er-Jahren. Irgendwann besass er die grösste Sammlung der Welt, wurde von Zeitungen und Fernsehen interviewt. Leute hätten an der Wohnungstür geklingelt, weil sie die Roboter bestaunen wollten. «Ich musste immer das Gleiche erklären. Schliesslich habe ich die Freude verloren.» Er verkaufte alle 1200 Roboter an das Vitra Museum in Weil am Rhein.

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«Ich wollte dann etwas weniger Machomässiges sammeln als Roboter», so Peter. Gemälde seien ihm zu kostspielig, Textilien zu langweilig gewesen. «Aber Glas ist so faszinierend!» Zwar habe er sich am Anfang über die Glaskunst informiert. «Ich habe aber auch viel Seich gekauft, den ich nie mehr verkaufen kann.» Mittlerweile besitzt er 4400 Objekte. Seine besseren Stücke bietet er online und in Auktionen an. «Verkaufen tut immer weh. Aber es befreit auch», sagt Peter, der vor ein paar Jahren eine Glasausstellung im Museum Bellerive mitkuratiert hat.

«Ich möchte es jetzt ruhig angehen», so Peter. Er habe genug Hektik in seinem Leben gehabt – vor allem, als er als Marketingverantwortlicher für die Zigarettenmarke Camel gearbeitet hat. «Ich war ständig im Flugzeug und in Hotels, habe komisch gegessen und viele Leute getroffen.»

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Er geniesse jetzt seine freien Tage. Statt wie früher an Raves zu gehen, nimmt er seit vier Jahren zwei Mal in der Woche Klavierunterricht. «Ich habe bei null angefangen und musste sogar die Noten lesen lernen», sagt Peter. «Triangel wär definitiv einfacher gewesen.» Aber er habe das Klavier schon immer das beste Instrument gefunden. «Es hat 88 Töne und ist deshalb ein eigenes Orchester.»

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