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«Es ist ein Traum, so zu leben»

Text: Eva Hediger Fotos: Jasmin Frei

Daniel Buchschacher ist ein selbsternannter «Stadt-Bueb». Anders seine Partnerin Sandra: Sie wollte spätestens zur Geburt der Tochter zurück aufs Land ziehen. Die Familie ist Zürich geblieben, lebt aber in einem Bauernhaus. Hier ist sie glücklich – und wie!

Zürcher*innen lästern gerne über Schwamendingen. Das Quartier sei zu abgelegen, die Strassen zu stark befahren und die Blöcke hässlich. «Diese Vorurteile hatte auch ich», gibt Daniel Buchschacher zu. Er sitzt mit seiner Partnerin Sandra vor einem Bauernhaus am Rand von Schwamendingen. Seit 2015 lebt das Paar mit Tochter Loulou hier. «Es ist ein Traum», schwärmt Sandra.

Von hier aus ist Daniel schnell in der City.

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Dieser Teil von Schwamendingen ist überaus idyllisch: Die Strassen sind eng, die Häuser alt und die Gärten gross. So ländlich wollte Sandra schon immer wohnen. «Ich bin in einem kleinen Dorf aufgewachsen», erzählt sie. Nur Dani zuliebe sei sie nach Zürich gekommen. Doch sie wollte immer zurück – spätestens, wenn Kinder da wären, so ihr Plan. Dann kam Loulou zur Welt. Und die Familie blieb in Zürich. «Ich brauche das Urbane», sagt Daniel. «Er ist einfach ein Stadtkind», ergänzt Sandra. Sie sah die Anzeige für das zweihundertjährige Bauernhaus zufällig. «Eigentlich waren wir gar nicht auf der Suche.»

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Spontan besichtigte die Familie das Haus mit Umschwung – und war begeistert. Bald darauf zog sie vom Milchbuck an den Stadtrand. «Seither haben wir beides: das ländliche und das urbane Leben», erzählt Daniel. Er schätzt die Abgeschiedenheit hier. «Lärmklagen gibt es hier nicht.» Trotzdem ist er schnell im Stadtzentrum. «Mit dem E-Bike erreiche ich den Limmatplatz in 12 Minuten.»

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Öfters als in einer Bar trifft man Daniel mittlerweile in seinem Garten an. Seit einigen Sommer pachten er und Sandra eine grosse Parzelle. Gemeinsam mit einem älteren Nachbarn – «unserem Gärtner-Gott», so Sandra – baut das Paar dort Gemüse und Obst an. Sind die beiden Selbstversorger? «Brot backe ich noch nicht!», sagt Sandra und lacht.

Gemeinsam mit Nachbar*innen hält die Familie fast zwanzig Hühner.

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Doch auch Eier muss die Familie keine mehr kaufen: Mit anderen Nachbar*innen hält sie eine Schar Hühner. «All die Viechli sind schon cool», sagt Dani und streichelt die Hauskatze. Auch Wildtiere schleichen immer wieder ums Haus. Das freut vor allem Loulou. «Dass sie hier so viel entdecken und auch mal dreckig werden kann, ist schon sehr toll.»

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«Wir laden immer unsere Freunde zum Heuen ein.»

Daniel Buchschacher

Doch auch die Erwachsenen leben mit der Natur. Je nach Saison fällt andere Gartenarbeit an. Im Sommer müssen zum Beispiel die Wiesen rund um das Haus geschnitten werden. «Wir laden immer unsere Freunde zum Heuen ein», erzählt Daniel. Das sei jeweils sehr idyllisch. «Es ist quasi ein kurzes Alp-Erlebnis.» Sandra erzählt, dass sie seit ihrem Umzug kaum mehr in die Berge fahren und erklärt: «Wir haben die Natur und die Tiere ja hier.»

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Das Haus ist gemütlich eingerichtet.

In den warmen Monaten spielt sich das Familienleben grösstenteils draussen ab, im Winter ziehen sich die drei öfters ins Haus zurück. «Es ist kleiner, als es scheint», meint Sandra. «Aber es reicht für uns völlig aus.» Rund 80 Quadratmeter stehen der Familie zur Verfügung – etwa gleich viel wie in der früheren Stadtwohnung. Trotzdem mussten Sandra und Daniel einige Möbel verkaufen. «Sie waren zu hoch oder haben vom Stil her nicht mehr gepasst», erklärt Sandra. Sie möchte ein gemütliches Daheim. So ist das Haus mit geerbten Möbeln, Ikea-Sachen und Designerstücken eingerichtet.

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Die Familie mag gar nicht darüber nachdenken, was ein Umzug für sie bedeuten würde. «Ich müsste mindestens eine Wochen weinen!», sagt Sandra. Grosse Sorgen muss sie sich jedoch nicht machen: Ihr Vormieter hat fast vierzig Jahre lang im Bauernhaus gelebt.

Dieser Artikel ist nicht gratis.

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