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«Die Wohnung ist ein Bijou»

Text: Eva Hediger Fotos: Jasmin Frei

Robert Lenz wohnt mit seinem Partner und seinem Sohn im Zürcher Kreis 7. Schräg gegenüber der Wohnung befindet sich «Bliss modern antiques»: ein Showroom mit Werkstatt, denn Robert verkauft Möbel aus den 50ern und 60ern. Doch auch seine eigene Wohnung hat er diesen Jahrzehnten gewidmet.

«Das ist mein Lärchenwald», sagt Robert Lenz. Er steht auf seinem Balkon und zeigt auf eine Schale. Darin wachsen mehrere Tannen, die nur knapp 30 Zentimeter gross sind. Es sind nicht die einzigen Mini-Bäume auf Roberts Balkon. Bonsais sind seine Leidenschaft, seit er als Teenager in einem Gartencenter ein solches Bäumchen entdeckt hat. Es war in den 80ern noch eine Rarität. «Ich war sofort fasziniert von diesem herzigen Baum», erinnert sich Robert. Er suchte nach mehr Informationen und fand schliesslich ein erstes Büchlein. «Dieses habe ich verschlungen.»

 «Ich war sofort fasziniert von diesem herzigen Baum.»

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Seither widmet er sich in seiner Freizeit den kleinen Bäumen. Einige hat er selbst gezogen, andere gekauft. Spricht Robert über sie, kommt er ins Schwärmen: «Bonsais sind eine Hommage an die Natur und in Japan eines der hohen Kulturgüter.» Doch wie wurde aus dem gebürtigen Berner ein Bonsai-Profi? «Wenn einen etwas genug interessiert, ist der Rest nur eine Frage des Willens», erklärt Robert. Das treffe nicht nur auf das Trimmen von Bäumchen zu, sondern auch auf das Restaurieren von modernen Antiquitäten. Auch dieses Können und Wissen hat sich Robert selbst angeeignet.

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Seit 2009 führt Robert gemeinsam mit seinem Partner den Showroom Bliss. Der Raum mit Werkstatt für Möbel aus den 50er- und 60er-Jahren liegt gegenüber der gemeinsamen Wohnung beim Toblerplatz. Das Hauptgeschäft haben sie im Kreis 4. Jede verkaufte Antiquität hat Robert selbst restauriert. «Es gibt eigentlich wenig, das ich nicht flicken könnte», so Robert. So hübscht er immer wieder auch Erbstücke von Kunden auf. «Gehört ein Möbel seit Generationen einer Familie, trage ich natürlich eine besonders grosse Verantwortung», sagt Robert.

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Seine Liebe für Vintage-Möbel hat Robert Ende der Nullerjahre entdeckt. Damals überliessen seine Eltern ihm und den drei Geschwistern ein Ferienhaus in der Lenk. Die Nachkommen beschlossen, es zu renovieren. Das Chalet wurde 1959 gebaut und die Geschwister wollten diesen Zeitgeist erhalten. «Das schlichte Design dieser Epoche gefiel mir sofort», so Robert. Ausserdem erinnerten ihn die Einrichtungsgegenstände an seine Kindheit: «Mit meiner Mutter habe ich viele 50er-Jahre-Filme geschaut.»

Als Teenager erlebte er dann selbst das Revival dieses Jahrzehnts – wenn auch mehr in der Mode als bei den Möbeln. «Man trug beispielsweise wieder Petticoats, wie etwa Madonna.» Die Möbel wurden jedoch klobig – und wurden vor allem billig produziert. «Damals wurden immer mehr Möbeldiscounter eröffnet. Die Qualität nahm ab.»

«Das alles passt gut zu unseren 50er- und 60er-Möbeln.»

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Als das Ferienhaus der Familie fertig renoviert und eingerichtet war, suchte Robert immer weiter nach Möbeln aus diesem Jahrzehnt. «Als auch unsere Wohnung voll war, meinte mein Freund, ich solle eine Lösung für das Platzproblem finden.» Das Paar richtete einen Onlineshop ein. Als Showroom diente ihre eigene Wohnung in Bern. Doch auch in ihrer ersten Wohnung in Zürich wechselte die Einrichtung mit jedem Verkauf. «Mit der Zeit wurde das mühsam», so Robert.

Heute wird die private Einrichtung nur selten verändert. «Ein Bijoux» nennt Robert sein Zuhause: Die helle und grosszügige 4,5-Zimmer-Wohnung ist aus den 20er-Jahren – und voller hübscher Details. Verschiedene Einbauvitrinen bieten Stauraum, die Radiatoren haben ein Muster, die Decke Stuck. «Das alles passt gut zu unseren 50er- und 60er-Möbeln», so Robert. Einzig bei den Kleiderschränken – «die alten sind viel zu klein!» – und beim Sofa setzt er auf moderne Stücke: «Heute will man auf der Couch lümmeln», so Robert. «Das ist auf den alten Modellen nur schwer möglich.»

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Deshalb verkauft er bei Bliss die 60er-Jahre-Sofas hauptsächlich für Büroräume. Auch die alten Betten sind heute zu kurz. Nur Söhnchen Elias schläft in einem Vintage-Modell. Der 2,5-Jährige lebt die Hälfte der Zeit bei seinen Vätern. Ob er die Freude an altem Design geerbt hat? «Das weiss ich noch nicht», sagt Robert. «Aber meistens ist es ja so, dass man die Begeisterung seiner Eltern nicht teilt.» So konnte sich Robert mit den schweren Biedermeiermöbeln seiner Eltern nie richtig anfreunden.

Robert sorgt sich trotz Kleinkind nicht um seine Designmöbel.

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Im Moment vergnügt sich der Kleine noch sehr gerne mit Vintage-Spielzeugen. Viele davon hat Robert selbst restauriert. Bereits vor der Geburt seines Sohnes hat er sich mit den Kindersachen aus dieser Epoche auseinandergesetzt – und viele Klassiker entdeckt. «Auch hier stimmt einfach die Qualität!», so Robert. «Und geht doch mal etwas kaputt, kann ich es flicken.» Deshalb sorgt er sich trotz Kleinkind nicht um seine Designmöbel. «Ausser um dem Sofatisch. Auf diesen haut Elias manchmal ein», so Robert. Deshalb hat er Elias das Möbel geschenkt. «Das ist besser für meine Nerven.»

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Robert erzählt, wie sehr er das urbane Familienleben schätzt. «Früher hätte ich vermutlich auch gedacht: ‹Das arme Kind!›» Doch jetzt wisse er es besser – auch weil die Wohnung beim Toblerplatz liegt. «Hier lebt es sich eher wie in einem grossen Dorf. Überall ist es grün.» Auch der Zoo ist nah. Und wenn Robert und Elias mehr Stadtleben wollen, fahren sie ins Zentrum. «So ist er gut vorbereitet, wenn wir einmal gemeinsam Tokio besuchen werden.»

Adresse

Bliss Showroom
Toblerplatz 5
8044 Zürich
Website