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«Wir haben kein Konzept»

Claudia Bernardini und Andi Handke führten jahrelang eine Fernbeziehung. Zwischen Zürich, Genua und Bergamo pendelten sie hin und her. Dann entschloss sich Claudia für den Umzug in den Zürcher Kreis 5. Heute leben die beiden zwischen ausgestopften Tieren, Vintage-Möbelstücken, einem Fischteich und jeder Menge Obst und Gemüse auf der eigenen Dachterrasse.

Das Zuhause von Claudia Bernardini und Andi Handke liegt im Zürcher Kreis 5, genauer gesagt an der Heinrichstrasse. Hier im dritten Stock wohnt das Ehepaar – zusammen mit seinen zwei Katzen – seit 2013. Dutzende Blumen, Vasen und Töpfe stechen einem ins Auge, wenn man das helle Wohnzimmer betritt. Ausgestopfte Tierpräparate stehen auf den Schränken, ein Hirschgeweih hängt an der Wand, Luftblasen steigen in Aquarien auf und eine Katze stolpert die Stufen hoch.

«Wir stellen einfach in die Wohnung, was uns beiden gefällt.»

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«Wie du schnell merken wirst, folgen wir bei unserer Einrichtung keinem wirklichen Konzept. Wir stellen einfach in die Wohnung, was uns beiden gefällt», erklärt Andi, der hauptberuflich Koch ist und das Bistro Babette beim Idaplatz in Wiedikon führt. «Zum Glück sind wir uns aber meistens einig, was wir gerne daheim rumliegen hätten und was nicht», ergänzt Claudia, die als leitende Ärztin im Zentrum für Suchtmedizin in Zürich arbeitet.

«Den Wohnzimmertisch habe ich von meiner Mutter. Wie ich hatte auch sie eine Beiz, und das war der ehemalige Stammtisch.»

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Trotz fehlenden Konzepts hätten die allermeisten der Stücke aber eine Geschichte, erklärt Andi. So würden zum Beispiel die Bilder an den Wänden von Claudias Onkel stammen, der in Mailand zu den Vorreitern für Visual Poetry gehörte. «Den Wohnzimmertisch habe ich von meiner Mutter. Wie ich hatte auch sie eine Beiz, und das war der ehemalige Stammtisch», so Andi. Die Stühle hingegen seien aus seinem alten Restaurant, die ausgestopften Tiere hat Andi aus einer ehemaligen Berufsschule gegenüber, wo er Kochlehrlinge unterrichtete, gerettet. «Sonst wären die alle auf dem Müll gelandet, was wir schade fanden», ergänzt Claudia. «Und die gefesselte Puppe kommt von einer Freundin, die bei einem Erotik-Festival gearbeitet hat.»

Andi hat jahrelang im selben Gebäude, nur ein paar Stockwerke tiefer, gelebt. «Und eines Tages sah ich im Aufzug einen Zettel kleben, worauf stand, dass die Wohnung hier frei wird. Ich wollte unbedingt hier einziehen. Also haben wir uns beworben und mit Glück die Wohnung bekommen.»

2013 bekamen sie die Zusage für die Immobilie.

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Denn genau zu dieser Zeit zog auch seine damalige Freundin Claudia aus Italien nach Zürich. «Nach meinem Abschluss in Medizin in Genua und einigen Jahren Arbeit in Bergamo habe ich mich entschieden, zu Andi zu ziehen und einen Job in Zürich zu suchen», so Claudia. Zuvor führten die beiden jahrelang eine Fernbeziehung und pendelten abwechselnd nach Zürich und nach Genua oder Bergamo. 2013 bekamen sie schliesslich die Zusage für die Immobilie und schleppten ihr gesamtes Hab und Gut aus der Wohnung ein paar Etagen tiefer hoch in ihr neues Zuhause. «Ein relativ einfacher Umzug», erzählt Andi.

«Auf der sonnigen Terrasse wächst allerlei.»

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Hier erstreckt sich ihr Reich heute auf drei Stockwerke und hat – neben einer grossen Küche, einem kleinen Balkon, Wohnzimmer und zwei Schlafzimmern – ein ganz besonderes Highlight zu bieten: eine grüne Oase auf der Dachterrasse. «Auf der sonnigen Terrasse wächst allerlei. Von Gurken und Tomaten über Rucola und Sonnenblumen bis hin zu Himbeeren. Und seit Kurzem sogar Trauben von unseren eigenen kleinen Reben», freut sich Andi. «Es ist natürlich wunderschön für einen Koch, vieles selbst anbauen zu können. Und das mitten in der Stadt.»

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Doch nicht nur für die beiden ist die Terrasse Gold wert. «Auch für unsere Katzen ist es ein Paradies – die dürfen den ganzen Tag hier rumtollen und spielen», erzählt Claudia, während die warme Abendsonne auf die Terrasse fällt. Im Hintergrund ein Gemüsebeet, Blumenvasen und eine alte Badewanne, die prompt zum Fischteich umfunktioniert wurde. «Wir mögen es gemütlich und vor allem ruhig. Dafür ist diese Wohnung perfekt», erklärt Claudia schmunzelnd.

«Heute bin ich und sind wir happy.»

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Obwohl sie sich heute hier und in Zürich wohlfühlt, war der Anfang in der Limmatstadt nicht leicht für die gebürtige Genueserin. «Ich habe Jahre gebraucht, bis ich mich in Zürich zurechtgefunden habe. Freundschaften zu knüpfen war anfangs unfassbar schwer», erinnert sich Claudia, die mittlerweile ihren zweiten Fachtitel gemacht hat. «Als ich nach langen Arbeitstagen heimkam, war Andi meistens im Babette und musste arbeiten. Da bringt dir auch die tollste Wohnung wenig, wenn du oft allein bist. Der Anfang war zwar hart, doch heute bin ich und sind wir happy.»