Dolderbahn

Dank Werner Beyeler und Zeljko Mlinarevic befördert die Dolderbahn zuverlässig Quartierbewohner und Touristinnen.

Die Dolderbahn ist nicht mehr die Jüngste, legt aber immer noch 1328 Meter in sechs Minuten zurück. Für den Bahnmeister Werner Beyeler und den Wagenführer Zeljko Mlinarevic ist klar: Die Bahn ist die «Lebensader Hottingens».

Die Dolderbahn fährt bergauf, vorbei an prächtigen Häusern im Quartier Hottingen, wo bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Landwirtschaft und vor allem Weinbau betrieben wurde. Es geht den Adlisberg hinauf, die Türme des Dolder Grand sind hinter den Bäumen erkennbar.

Nach sechs Minuten ist die Fahrt zu Ende. 1328 Meter hat die Bahn zurückgelegt und eine Höhendifferenz von 162 Metern bewältigt, das entspricht einer Steigung von 19 Prozent; die Bergstation liegt auf 606 m ü. M. «Die Aussicht heute ist herrlich», sagt Werner Beyeler. Er ist seit 2011 Bahnmeister der Dolderbahn.

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Werner hält die Trasse – den Damm, auf dem die Zahnstange und die Schienen verlaufen – instand: Im Sommer mäht er die seitlichen Grünflächen der Fahrbahn, im Herbst entfernt er das Laub und im Winter kratzt er das Eis von den Schienen weg. Er rettet Füchse, Hasen und Rehe, die sich auf dem Gleis verirrt haben. Einmal musste er die Polizei kontaktieren, weil eine Entenmutter mit ihren acht Jungen zur Talstation watschelte. Wenn er Bremsproben durchführt – was fährt, muss auch mit maximaler Beladung von sieben Tonnen stoppen können – und technische Probleme löst, stärken ihm die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) den Rücken.

«Einmal ist es die Bremse, die zwickt, einmal ist es der Motor, der zwackt.»

Werner Beyeler

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Seit rund 20 Jahren haben die VBZ die Geschäfts- und Betriebsführung der Dolderbahn inne. Deren Geschichte beginnt bereits 1893: Eine Aktiengesellschaft wird gegründet zum Zweck des Baus und Betriebs der Dolderbahn – einer Drahtseilbahn! – sowie des Restaurants Waldhaus Dolder. Die Dolderbahn soll der Zürcher Bevölkerung ein Erholungsgebiet, fern vom Trubel der Stadt, zugänglich machen. Zwei Jahre später werden die Bahn und das Restaurant eingeweiht. 1899 wird das Dolder Grand Hotel & Kurhaus in Betrieb genommen.

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Anfang der 70er-Jahre läuft die Konzession der Drahtseilbahn ab. Geplant ist ein Umbau zur Zahnradbahn, deren Strecke nun bis zum Grand Hotel verlängert werden soll. Das Parlament heisst das Gesuch gut und erteilt eine neue Konzession für 50 Jahre. Da die Bahn einen beträchtlichen Teil des öffentlichen Verkehrs von Zürich bewältigt, anerkennt die Stadt eine Beteiligung der öffentlichen Hand. Daraufhin wird die Dolderbahn-Betriebs-AG gegründet, an der die Stadt und die Dolderbahn-AG je zur Hälfte beteiligt sind. Die Zahnradbahn mit dem heutigen Streckenverlauf existiert seit 1973.

Werner schwärmt von seinem Team: «Jeder unterstützt jeden.»

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«Die Dolderbahn ist die Lebensader Hottingens», sagt Werner. «Aber sie ist halt nicht mehr die Jüngste.» Es sei wie bei den Menschen: Ab einem gewissen Alter nehme die Qualität der Knochen ab. «Einmal ist es die Bremse, die zwickt, einmal ist es der Motor, der zwackt.» Ersatzteile für die beiden Fahrzeuge sind nur schwer zu bekommen. Die Stromkabel etwa sind seit 1973 nie ausgetauscht worden, dadurch steige das Risiko für eine Störung. Die Wagen entsprächen zwar nicht mehr den heutigen Komfortansprüchen, verkehrten jedoch immer im betriebssicheren Zustand, sagt er.

Werner, der seit 1993 in verschiedenen Funktionen im Zürcher öV tätig ist, schwärmt von seinem Team: «Jeder unterstützt jeden.» Er schätze die kollegiale Zusammenarbeit mit den fünf Wagenführern und den Springern der VBZ. Werner ist der Dienstjüngste, der Dienstälteste wird bei seiner Pension 30 Jahre lang die Dolderbahn hinauf- und hinuntergefahren haben.

Für Zeljko Mlinarevic ist sein Job ein absoluter Glücksfall.

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Auch Zeljko Mlinarevic ist seit vielen Jahren dabei. Ihn und die Dolderbahn verbindet eine lange Geschichte: Bereits sein Vater war 20 Jahre lang Wagenführer der Zahnradbahn. Aufgewachsen im Kreis 7, wohnt er heute wieder in der gleichen Gegend, nun mit Frau und Sohn. «Auch wenn ich im Lotto gewinnen würde, würde ich weiterhin hier arbeiten wollen», sagt er. Für ihn ist sein Job ein absoluter Glücksfall, darum möchte er auch bis zur Pensionierung bleiben. Früher, als er noch Serviceangestellter im Dolder Waldhaus war, hatte er mit Stress, Konkurrenzdruck und Neid zu kämpfen. Als Wagenführer der Dolderbahn habe er seinen inneren Frieden gefunden: «Ich geniesse die Ruhe hier oben.»

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Zeljko pflegt zu den Quartierbewohnern eine enge Beziehung; er nimmt sich Zeit für einen Schwatz. Ein «Grüezi» und «Ade» gibt es auch für Kurzangebundene umsonst. Manchmal erhält er ein Lächeln einer Joggerin, ein «Ah» und «Oh» eines asiatischen Touristen oder ein Grinsen von Schulkindern zurück. «Die kleinen Mädchen und Buben im Kinderwagen, die ich einst mit der Bahn beförderte, sind heute junge Erwachsene», sagt er. Das Heranwachsen miterleben zu dürfen, sei wunderschön. «Ein Jugendlicher», erzählt er, «bringt mir immer mal wieder selbst gebackene Guetzli vorbei.» Die Tür geht auf, ein Wagenführer, der gerade Pause hat, streckt den Kopf herein und sagt: «Er ist der beste Fahrer, das muss erwähnt werden!»

Adresse

Römerhof
8032 Zürich

Fahrplan

Täglich zwischen 6.20 und 23.30 Uhr, circa alle 10 Minuten ab Römerhof bis Bergstation Dolder.