Label17
Bei Cristina McDaniel und David Pfrommer von Label17 im Zürcher Seefeld findet man hochwertige, handgefertigte Lederwaren. Und noch ein bisschen mehr.
Kein Schnitt, keine Naht, keinerlei Versteifung: Die Ledertaschen, die Cristina McDaniel und David Pfrommer unter dem Namen Label17 an der Brotgasse 3 in Zürich und in ausgewählten Läden im In- und Ausland anbieten, sind wahre Handschmeichler. Mittlerweile bietet das stilsichere Paar allerdings noch etliche weitere Dinge an, die den Sinnen schmeicheln.
30 Meter abseits der Seefeldstrasse beginnt die Welt von Cristina McDaniel und David Pfrommer. Sie heisst LABEL17 STUDIO und besteht aus handgefertigten Ledertaschen und Accessoires, aber mittlerweile auch aus Kissen und Kerzen, aus Vasen und Kleidern, aus Einrichtungsgegenständen für Haus und Garten. Kurz: aus einem ganzen Universum. Und wer der Seefeldstrasse nur ein paar Schritte weiter als bis zur Kreuzstrasse folgt und dann links in die Brotgasse einbiegt, der taucht schon vor dem Betreten des Ladens in ihren Kosmos ein.
«Ich war fasziniert von Marokko, fasziniert vom Leder, fasziniert vom Handwerk.»
Das kleine, begrünte Häuschen mit der Nummer 3 sagt einem nämlich schon von aussen, dass einen hier etwas erwartet, das mit viel Sorgfalt und Sinn für Ästhetik darum bemüht ist, eine Einheit zu bilden. Oder einfacher: dass hier ein Ort der schönen Dinge angesiedelt ist.
Alles begann im Juni 2017 auf einer Reise nach Marokko. Aber dann eigentlich doch auch schon viel früher, denn ihre Affinität zu Design, schönen Dingen und deren adäquater Präsentation begleitet das Paar schon ein Leben lang. Jedenfalls kam zu jenem Moment alles zusammen: «Ich war fasziniert von der Gegend, fasziniert vom Leder, fasziniert vom Handwerk», fasst Cristina ihre ersten Eindrücke von damals zusammen. Und da sie schon damit gerechnet hatte, dort jene Handwerkskunst anzutreffen, die ihr vorschwebte, war sie bereits vorab in Kontakt mit einer Schweizerin getreten, die in Marrakech extrem gut vernetzt ist bei Ledergerbern und -ateliers. Und dann ging alles sehr schnell: Schon im Herbst des gleichen Jahres waren die ersten von ihr designten Taschen aus Nappaleder bereit für den Verkauf – der Start von Label17.
«Das Konzept ist simpel: Wir wollen keine Fabrikware, sondern unsere eigenen, unverwechselbaren Designs in der höchstmöglichen Qualität anbieten», fasst sie selbst die Essenz des Labels zusammen. «Es geht ausschliesslich um moderne Produkte, die nach allen Regeln der alten Handwerkskunst gefertigt werden.»
Was 2017 ohne eigenen Laden und mit zwei Modellen begann, ist heute zu einem stattlichen, stetig wachsenden Sortiment angewachsen, dessen aktuelle Produkte man online, in gut zwanzig verschiedenen Läden im In- und Ausland oder eben hier in der Oase im Zürcher Seefeld erstehen kann. Hier stehen und liegen: Schultertaschen, Crossbody Bags, Handtaschen, Etuis, Laptop-Hüllen, Keylaces, Portemonnaies und sogar Bag Organizer, damit in den grossen und mittelgrossen Taschen kein Chaos herrscht. Alles in der gleichen Sprache. Alles aus einem Guss. «Das Lustige daran: Das passiert eigentlich unbewusst.»
«Ja, läng’s emol a!»
Etwa sechs Mal pro Jahr reist Cristina nach Marrakech, dazwischen besucht sie die Produzenten in der Schweiz und Italien und arbeitet gemeinsam mit ihren Vertrauensleuten vor Ort an den Kollektionen. «Ich habe alles im Kopf: die Funktion, den Schnitt, das Material, die Farben – aber eine Zeichnerin bin ich nicht. Drum mache ich das alles in direktem Austausch. Bis der Prototyp fertig ist.»
Zwei Kollektionen pro Jahr entstehen so. Die Ideen gehen ihr nicht aus: Bald soll eine Variation des unverkennbaren Flechtmusters – «da arbeitet man drei Tage dran» – auf den Markt kommen. Und auch einen Rucksack in verschiedenen Grössen könnte es irgendwann geben.
«Man könnte es sich natürlich einfacher machen, aber darum geht es nicht.»
Das Spezielle an Label17? «Ja, läng’s emol a!», fordert David, der früher in einer Mode-Agentur arbeitete und heute für alles Administrative zuständig ist, in sympathischem Baseldeutsch und hält dem Schreibenden eine geflochtene Tasche hin. Da ist kein Schnitt, keine Naht, keinerlei Versteifung: «Ä haptischs Erlääbnis, nid?» Das Nappaleder ist weich, fein gewoben und leicht, die Gerberei hat eine ISO-Zertifizierung und gerbt vegetabil – also ohne chemische Fixierung.
Bei einer Führung durch das Häuschen werden einem immer wieder Dinge in die Hand gedrückt. «Schmeck emol!» oder «Läng emol a!» heisst es dann. Zu jedem Produkt gibt es eine Geschichte, jeder Produzent hat eine enge Beziehung zum Laden. Die Lammfelle etwa stammen von einem Betrieb in der Toskana. Weiterverarbeitet werden sie von einem Sattler in Graubünden und einem Kürschner in Basel. Alles kleine Betriebe.
«Man könnte es sich natürlich einfacher machen», sagt Cristina McDaniel, als der Kaffee getrunken und die Gipfeli verdrückt sind. «Aber es geht ja nicht um ‹einfach›, sondern um ‹wertig›, um Design. Um Dinge, in die man sich verliebt und von denen man nicht mehr lassen will.» Label17 ist ihr Baby, ihre Vision. Dass hier die Liebe im Detail steckt, sieht man schon an dem Häuschen, an dessen begrünter Fassade sich die Vögel gütlich tun.