Menschen & Leben | Zu Besuch bei

«In unserem Wohnzimmer wurden früher Kartoffeln gelagert»

Fotos: Jasmin Frei

Im 1923 erbauten Freilager in Albisrieden wurden einst unverzollte Güter wie Kartoffeln und Autos zwischengelagert. Heute leben und arbeiten im Quartier 2500 Menschen. Wir haben Mel und Jonas besucht, die im ursprünglichen Backsteingebäude mit den charakteristischen Pilzsäulen wohnen. 

Mel und Jonas, ihr wohnt im Freilager-Areal. Wie ist es dazu gekommen? Und wie lange wohnt ihr schon hier?

Mel: Ich war dringend auf der Suche nach einem neuen Zuhause für meine Tochter Liv und mich. Es sollte ein Ort mit vielen Kindern in der Nachbarschaft sein – und möglichst beim Uetliberg. Ich habe dann in einer Nacht-und-Nebel-Aktion im ganzen Freilager Flyer verteilt. Die Aktion fruchtete umgehend: Eine Familie suchte kurzfristig nach einem Nachmieter für ihre 3,5-Zimmer-Wohnung. Innerhalb kurzer Zeit hiess es im Februar 2021: Willkommen in den neuen vier Wänden, in Albisrieden im Freilager. Wir hatten grosses Glück.

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«So fühlte es sich wirklich wie eine Bestellungslieferung aus dem Universum an, als wir den Zuschlag für die Wohnung im Freilager bekamen.»

Habt ihr das Areal also schon vorher gekannt, oder warum wolltet ihr unbedingt da wohnen?

Mit unserer Agentur «November Oscar Sierra Whiskey» suchen wir für verschiedenste Film- und Fotoproduktionen besondere und einzigartige Locations. Durch das Scouting von Wohnungen für unser Portfolio wurden wir auch auf das Freilager aufmerksam. Anderseits verbrachten wir vorher schon immer wieder mal Zeit im Bachwiesenpark – der perfekte Ort für Livs Playdates. So fühlte es sich wirklich wie eine Bestellungslieferung aus dem Universum an, als wir den Zuschlag für die Wohnung im Freilager bekamen.

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«There are always new things to find out if you go looking for them.»

Ihr seht dank eurem Job viele spezielle Wohnungen und Locations. Inspiriert euch das beim Einrichten des eigenen Zuhauses?

Jein, die Leidenschaft für Architektur und Innenräume war schon immer da und ist aber seit der Gründung der Location-Agentur über die Jahre noch gewachsen. Ganz nach dem Motto: «There are always new things to find out if you go looking for them.»

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Was habt ihr beruflich vorher gemacht und wie hat es sich ergeben, die Firma zu gründen? Es ist ja doch ein besonderer Beruf.

Nach meiner Rückkehr aus Kapstadt gründete ich 2007 meine eigene Fotoproduktionsagentur. Durch all die verschiedensten Shootings wuchs über die Jahre auch die Anzahl der Locations. 2013 gründete ich den Geschäftsbereich «November Oscar Sierra Whiskey», der sich auf das Vermitteln von Locations fokussierte. Dies führte nach Livs Geburt 2016 schliesslich auch dazu, dass ich den Fotoproduktionen ein für alle Mal den Rücken kehrte, um mich voll und ganz meiner Passion Locations zu widmen. Seit 2022 ist mein Partner Jonas mit an Bord. Das hilft uns auch immer wieder, den Dauerspagat «Familie und Arbeit» besser zu schaffen.

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Ihr habt Kinder und noch eine zweite Wohnung. Warum?

Mein Partner Jonas wohnt mit seinen zwei Söhnen Marlo und Levi 600 Meter Luftlinie vom Freilager entfernt. «Living Apart Together» – das ist das Geheimrezept für die anspruchsvolle Patchwork-Familie. Also viel Raum und Luft für jeden Einzelnen – und unsere Dates sind nach drei Jahren immer noch so prickelnd wie das erste.

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Ihr mietet die Wohnung im zweiten Stock eines alten Zollfreilagers, das vor über hundert Jahren ein Lagerhaus war. Was wisst ihr über die Geschichte des Hauses?

Dass in unserem Wohnzimmer mal ganz viele Kartoffeln, bis knapp zur Decke, gelagert wurden (lacht). Der alte, ursprüngliche Bereich des Freilagers, in dem wir wohnen, wurde dann noch um drei Etagen aufgestockt. Ein ziemlich einzigartiger Mix aus Industriearchitektur und modernen Neubauwohnungen.

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Das Freilager vereint Wohnen und Gewerbe – was gefällt euch besonders an diesem Wohnquartier und wo haltet ihr euch am liebsten auf?

Es ist schön zu sehen, dass die Kinder unbeschwert draussen spielen können. Wir sind häufig auf dem Freilager-Areal selbst, im Bachwiesenpark oder auf dem nahe gelegenen Sportplatz.

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Wie würdet ihr euren Wohnstil beschreiben?

Zeitlos, stimmig mit einer Prise Gelb und Rot.

In der Wohnung stehen viele Designklassiker. Könnt ihr dazu etwas sagen?

Jedes Stück, ob Vintage oder neu, hat eine eigene Geschichte. Sei es durch frühere Besitzer, besondere Ereignisse oder einfach durch die Zeit, in der wir es gekauft haben, selbst. Es ist für uns also mehr als Deko.

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Was bedeutet für euch «schönes Wohnen»?

«To live» – einfach sich selbst sein können.

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