Anna & Juan

Von Workshops bis nachhaltige Wolle: Josefina Eliggi und Luzius Schnellmann bieten im Anna & Juan alles, was Strick-Fans brauchen.

Die Textildesignerin Josefina Eliggi und der Grafiker Luzius Schnellmann färben, stricken, häkeln, weben und sticken mit natürlichen Materialien. In ihrem Laden Anna & Juan geben sie in rund 50 Kursen pro Jahr ihr Wissen weiter, verkaufen aber auch nachhaltige Wolle und andere Produkte.

Hinter Anna & Juan steckt das argentinisch-schweizerische Paar Josefina Eliggi und Luzius Schnellmann. Sie ist Textildesignerin, er Grafiker und Illustrator. Nebst dem kreativen Arbeiten interessieren sie sich für Fragen wie: Woher kommen die Produkte, die wir kaufen? Was geschieht damit, wenn wir sie nicht mehr wollen? Und wie wird in unserer Gesellschaft mit Produkten aus dem Kreativbereich umgegangen? Daher nahmen sie im Jahr 2010 – angereist aus Argentinien und der Schweiz – an einer Sommerakademie zum Thema Nachhaltigkeit und Design in Deutschland teil. Dies war der Anfang ihrer gemeinsamen Geschichte.

Seit Sommer 2019 betreibt das Paar ein Lokal in Oerlikon.

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Josefina zog zu Luzius in die Schweiz und studierte an der Hochschule Luzern – Design & Kunst. Als Abschlussarbeit wollte sie ein Projekt mit natürlichen Textilien und Farbstoffen aufgleisen. Ihre Dozentin riet ihr davon ab. «Sie meinte, dies würde in der Schweiz nicht funktionieren. Hier seien Innovationen und neue Technologien gefragt», erinnert sich Josefina. Sie entschied sich dennoch dafür. Das war die Geburtsstunde von Anna & Juan. Heute ist es ein Lokal in Oerlikon, in dem man natürlich gefärbte Wolle und Textilprodukte kaufen, aber auch diverse textile Verarbeitungsmethoden wie stricken, färben, sticken, häkeln und weben in Kursen erlernen kann.

Die jährlich über 50 Kurse von Anna & Juan stossen jedoch auf breites Interesse.

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Für die Gründung von Anna & Juan hatten Josefina und Luzius viel recherchiert und viel ausprobiert. Ihr Vorsatz war, die Materialien möglichst lokal zu beziehen. Die Wolle von Schafen aus der Schweiz ist jedoch kratzig, kaum geeignet für Textilien. Ausserdem ist der Lohn des Scherers in der Regel höher als der Wert der gewonnenen Wolle. «Wir entschieden uns schliesslich für Wolle aus Südamerika, weil dies Josefinas Heimat ist und weil dort das «Mulesing» nicht betrieben wird. «Dies ist eine brutale Praktik, die beispielsweise in Australien noch vorkommt», erklärt Luzius. Dabei wird den Schafen ohne Betäubung die Haut rund um den Schwanz entfernt. So soll ein Befall mit Fliegenmaden verhindert werden.

Auch beim Färben ergaben sich Herausforderungen: «Anfangs versuchten wir, Farbstoffe aus der Schweiz zu verwenden. Doch viele Pflanzen, die man für brauchbar halten könnte – wie Rotkraut, Beeren oder Randen –, sind nicht farbstabil.» Das bedeutet, dass sich je nach pH-Wert des Wassers ein anderer Farbton ergibt. Ausserdem verbleichen die Farben durch den Kontakt mit Sonnenlicht nach wenigen Tagen.

Lokale Farben, die funktionieren, sind Gelb- und Brauntöne. Die stellt man aus Blättern oder Rinde her, beispielsweise aus Birkenlaub. «Wir mussten unseren Radius erweitern», räumen die beiden ein. Das Blau wird nun aus importiertem Indigo hergestellt, das Rot aus Krappwurz. Diese Pflanze wächst zwar auch im Wallis, ist aber primär eine Mittelmeerpflanze. Die Endprodukte sind zu 100 Prozent natürlich. Luzius schmunzelt: «Wir könnten diese auf den Kompost schmeissen – was wir selbstverständlich nicht tun.»

«Anfangs versuchten wir, Farbstoffe aus der Schweiz zu verwenden.»

Luzius Schnellmann

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Um die gefärbte Wolle alltagstauglich zu machen, muss sie verarbeitet werden. «Die Textilindustrie hat in der Schweiz eine reiche Geschichte. Aber das Wissen zur Herstellung von Textilien ist heutzutage nicht mehr sehr verbreitet», stellt Josefina fest. Die jährlich über 50 Kurse von Anna & Juan stossen jedoch auf breites Interesse. «Wenn die Teilnehmenden textile Techniken erlernen, merken sie oft auch, wie aufwendig diese Arbeiten sind.»

Die Endprodukte sind zu 100 Prozent natürlich.

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Natürlich müsse nicht jeder seine Kleider selbst herstellen. Aber ein Bewusstsein für den Wert von Textilprodukten zu schaffen, empfinden sie als sinnvoll. Ebenso, dass Menschen das Handwerk kennen, um ihre Kleider zu flicken: «In den Stick-Kursen ist es immer schön zu sehen, wie stolz die Leute sind, wenn ein altes Kleidungsstück durch eine schöne Stickerei über einem Loch wieder tragbar und dazu noch modisch wird.»

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Seit Sommer 2019 betreibt das Paar ein neues Lokal in Oerlikon in der Genossenschaft «Mehr als wohnen», in der die beiden auch leben. Dies sei für sie ein Segen, nachdem sie in den letzten Jahren ihre Kurse in externen Räumlichkeiten angeboten hätten. Dafür wird es manchmal zur Herausforderung, Freizeit und Beruf zu trennen. Aber Luzius meint stolz: «Ich habe endlich wieder ein Hobby aufgenommen, das mich entspannt: Nach über vier Jahren Pause habe ich wieder zu stricken begonnen.» Ob das jetzt ein gutes Beispiel für eine ausgewogene Work-Life-Balance ist?

Adresse

Anna & Juan
Dialogweg 7 
8050 Zürich 
+41 44 558 38 83
Website

Öffnungszeiten

Dienstag, Donnerstag und Samstag Termine auf Anfrage
Freitag, 10.00–18.30 Uhr