Boutique Booster
Marlonne, Marina und Roc Montandon führen die legendäre Boutique Booster. Seit über vierzig Jahren ist der Laden für Mode und Subkultur seinem Stil treu geblieben.
Damals – Mitte der Siebziger – wirkte die Auswahl in fast allen Kleiderläden verstaubt und angepasst. Als die Punkbewegung frischen Wind in die Modewelt brachte, eröffneten Pierre und Irene Montandon eine Boutique, die den Geschmack der jüngeren Generation traf. Seit 2012 führen Montandons Kinder den Laden.
Nichtmal einen Kilometer vom Hauptbahnhof entfernt, im Nadelöhr des Niederdorfs, warten zwei quadratische Schaufenster mit einem Meer aus Accessoires, Sonnenbrillen und Schuhen auf. Der schmale Eingang dazwischen ist das Tor zur Zeitlosigkeit. Man sagt, die Inneneinrichtung wäre sicher seit den Neunzigern dieselbe, aber das Sortiment ist so faltenfrei und inspirierend, wie man es sich von einer Boutique wünscht. Das kleine Universum unterschiedlichster Artikel aller möglichen Stile und Jahrzehnte folgt einer intuitiven Ordnung. In der kleinen Zwischenebene liegen ausgewählte Hüte und Taschen auf. Im zweiten Stock türmen sich Schuhkartons.
Die Geschichte des Boosters beginnt 1976. Mit der Punkbewegung stand eine modische Revolution ins Haus. Pierre und Irene Montandon hatten den richtigen Riecher und eröffneten einen Laden mit Mode für die jüngere Generation. Sogar Möbel hatte der Booster damals im Angebot.
Montandons Kinder wuchsen – man könnte es so sagen – im Laden auf. 2012 haben Marlonne, Marina und Roc die Boutique übernommen. «Wir sind ein Familienbetrieb und drum allesamt Allrounder. Wir arbeiten genauso gerne an der Front wie im Hintergrund», sagt Marlonne Montandon.
Die drei Geschwister wissen, dass ihre Kunden die nostalgische Atmosphäre des Boosters lieben. Marlonne erzählt mir, dass sich über die Jahrzehnte viele Kleidergeschäfte in der Nachbarschaft abgelöst haben. Aber ihre Familie bleibe dem Niederdorf treu – und die drei Kinder den elterlichen Grundsätzen: «Jeder, der uns besucht, spürt sofort, dass uns eine entspannte Atmosphäre im Laden sehr wichtig ist.»
«Natürlich sind wir auch mit der Zeit gegangen. Die Berücksichtigung von Fair-Fashion-Labels ist uns heute zum Beispiel ein grosses Anliegen.» Und wer vegane Schuhe will, findet auch diese im Booster. Die Besitzer verzichten übrigens auf Werbung. «Weil Mund-zu-Mund-Propaganda bei uns am allerbesten funktioniert. Für manche Menschen sind wir immer noch ein goldener Geheimtipp.»
«Es geht um die Bedürfnisse der Kundschaft, nicht um die der Hersteller.»
Vom Stil der Zwanziger bis hin zu aktueller Mode: Die Auswahl lässt sich nur schwer einordnen und genau das macht den Booster bei seiner Kundschaft beliebt: «Es geht um die Bedürfnisse der Kundschaft, nicht um die der Hersteller.»
Bevor ich mich verabschiede, will ich wissen, ob sie ein persönliches Lieblingsstück im Sortiment hat? Marlonne Montandon überlegt kurz, lächelt dann und sagt: «Vom klassischen Damenhemd, einem schick geschnittenen Herrenschuh über coole Creepers und ausgefallene Kleider aus den Fünfzigern bis hin zu Zylindern und Hosenträgern – wir lieben jedes einzelne Stück.»