Café Henrici

Felix, Dorothée und Joab gehören seit der Eröffnung 2009 zum Team des Café Henrici. In der schnelllebigen Gastroszene eine Ewigkeit.

Ich bin nicht der Erste, der über das Henrici schreibt. Vom besten Kaffee der Stadt war zu lesen; von einem Ambiente, das an die Cafés in San Francisco erinnert – und natürlich von den Inhabern, den Geschwistern Olivia und Tito Huber. Weil wir dir keinen alten Kaffee einschenken wollen, haben wir die Chefs aussen vor gelassen und stattdessen die langjährigen Mitarbeitenden Felix, Dorothée und Joab zum Klatsch getroffen. Ihre Geschichten könnten nicht unterschiedlicher sein.

Zehn Jahre arbeitete er als Mosaikleger in Barcelona, dann zog es den Berliner nach England. Hängen geblieben ist Felix schliesslich in Zürich. Hier hat er das Henrici. In Berlin lebt seine Frau mit der zweieinhalbjährigen Tochter. Darum pendelt Felix: zehn Tage Zürich, dann zwanzig in Berlin und wieder von vorne. «Die Kleine versteht das, wir skypen oft.»

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«Das Henrici ist für mich mehr als ein Job – mir sind die Leute hier ans Herz gewachsen», sagt Felix. Klar, zu Beginn habe er sich oft Gedanken gemacht, ob diese Lösung das Richtige sei. Mittlerweile sei es Routine – und mit Olivia habe er eine Chefin, die ihn dabei unterstütze.

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Ich sitze mit Felix an der Bar. Er grüsst einen Stammgast, dann bestellt er uns ein Bier. Feierabend. Wie seine Kollegen Dorothée – kurz Dodo – und Joab war er schon dabei, als das Henrici an der Stüssihofstatt im Niederdorf eröffnete. Acht Jahre ist das mittlerweile her. In der Gastronomie-Zeitrechnung eine Ewigkeit. Man kennt hier Felix’ Gesicht – und vermisst es zuweilen auch: Sei er in Berlin, komme es schon mal vor, dass nach ihm gefragt werde. «Meistens Frauen», sagt Dorothée und lacht. Vif und charmant sei er eben. Ein solches Lob kann man schon mal aussprechen, wenn man sich eine Weile kennt – und schon etliche Male um die Häuser gezogen ist.

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«Schräge Typen zogen damals durch die engen Gassen.»

Dodo, die angehende Lehrerin, hat inzwischen auch an der Bar Platz genommen. Wie Felix arbeitet sie im Service. Und auch sie ist im Henrici hängen geblieben. Nun ja, eigentlich gehört sie ins Niederdorf: Aufgewachsen an der Brunngasse, gerade mal hundert Meter vom Henrici entfernt, hat sie die Zürcher Altstadt noch anders erlebt: «Schräge Typen zogen durch die engen Gassen, Eltern warnten ihre Kinder vor dem ‹Tööppli-Otto›, und spätabends ging es vor den Kneipen meist sehr laut zu und her.» Es gab Geschäfte wie den Fischladen oder das Quartierlädeli mit frischen Produkten vom Bauernhof. «Heute geht alles zu, Ketten machen sich breit.» Umso wichtiger seien «heimelige Orte wie das Henrici», wo die Menschen wieder zusammenkommen.

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Dass er, der Mann aus Mombasa, für eine elsässische Spezialität mit dem Namen «Alpino» bekannt sei, finde er irgendwie lustig.

Neben den Kaffeekreationen der Baristas – sie sollen zu den besten der Stadt gehören – kennen die Zürcher das Henrici wegen der Quiches und der neun Flammkuchen-Variationen. Den Kassenschlager, den «Alpino», hat Joab erfunden. Auf den dünnen Teig legt er Speck, Zwiebeln, dünn geschnittene Kartoffeln und eine geheime Käsemischung. «Wir experimentieren viel», sagt der Kenianer. Was gut ankommt, bleibe dann auf der Karte. Dass er, der Mann aus Mombasa, für eine elsässische Spezialität mit dem Namen «Alpino» bekannt sei, finde er irgendwie lustig.

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Vor neun Jahren mixte Joab noch Drinks im «Neptune Beach Resort» in Kenia. Dort, im Viersternehotel am Strand, wollte er eigentlich auch bleiben. «Wer nicht?» Und dann kam sie an die Bar, seine heutige Frau. Zwei Jahre später stand Joab das erste Mal im Schnee. «Dass ich das erwähne, ist jetzt doch etwas kitschig, oder?» Aber es sei halt eine besondere Erfahrung gewesen. Sagt’s und setzt gleich noch einen obendrauf: Älplermagronen seien sein Lieblingsessen. Dass er heute fürs Fotoshooting ein T-Shirt mit grossem Schweizerkreuz trage, erstaune mich jetzt auch nicht mehr, sage ich zu Joab. Er lacht und beschwichtigt: «Zum Glück gibt es in Zürich Afrika-Shops mit kulinarischen Spezialitäten aus der Heimat – das ist für mich ebenso wichtig.»

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Übrigens: Das Henrici führe auch kenianischen Kaffee auf der Karte, ergänzt Joab. Deutschen Kaffee gegen Heimweh gibt es für Felix nicht, dafür erschwingliche Zugtickets nach Berlin. Und Dodo? Aus dem Elternhaus an der Brunngasse ist sie natürlich längst ausgezogen.

Heute wohnt sie eine Strasse weiter, gleich vis-à-vis vom Henrici.

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Ganz ausblenden wollen wir die Inhaber dann aber doch nicht: Die Geschwister Olivia und Tito Huber. 

Adresse

Café Henrici
Niederdorfstrasse 1
8001 Zürich
+41 44 251 54 54
Mail
Website

Öffnungszeiten

Montag, 8–22 Uhr
Dienstag bis Donnerstag, 8–23 Uhr
Freitag, 8–24 Uhr
Samstag, 9–24 Uhr
Sonntag, 9–22 Uhr

Infos

Brunch: jeden Sonntag ab 9 Uhr
Events & Konzerte: www.cafe-henrici.ch