L’Elefantino
In ihrem Showroom im Seefeld bietet Barbara Koeberle Objekte an, die Farbe und Fantasie ins Leben bringen.
Barbara Koeberles selbst designte Kleinode haben Fans auf der ganzen Welt. Die bunten Teller oder die Vasen mit Nase und Mund zum Beispiel gehören zu den Verkaufsrennern des Ladens im Seefeld.
Das Leben ist zu kurz, um von tristen Tellern zu essen. So könnte man das Motto von Barbara Koeberle und ihrem Label L’Elefantino zusammenfassen. Die Zürcherin zeigt in ihrem Showroom an der Arbenzstrasse im Seefeld selbst designte Kleinode, in die sich das Auge sofort verliebt. Da gibt es winzig kleine Bronzemäuse, die an geflochtenen Anhängern um den Hals baumeln, Schmuck, Vasen, Kerzenständer, schottische Strickpullis, Schlüsselanhänger und eben: fröhliche, bunte Teller. Viel mehr gemeinsamer Nenner, viel mehr Konzept gibt es in diesem Sammelsurium nicht. Zum Glück. Denn das macht das Angebot so ungezwungen und die Geschichten dahinter so spannend. «Mir laufen die Projekte einfach über den Weg», sagt sie, in ihren hellen, leicht versteckten Räumlichkeiten im Zürcher Seefeld sitzend. «Oft inspiriert mich ein Produkt oder das Handwerk selbst.» Auf dem Tisch vor ihr liegt ein Blatt Papier, auf das alles Mögliche gekritzelt ist: Ideen, Adressen, Telefonnummern. Und das Wort «Sexyheit».
Im Hinterzimmer, wo noch viel mehr Schalen, Schüsseln und Teller stehen und die schottischen Lammwollpullis in Gelb-, Rüebli- und Lilatönen auf den nächsten Winter warten, wird gerade an Ölgemälden gearbeitet. «Ja, ich male auch», sagt sie, «aber nur für mich privat.» Überhaupt hat man hier das Gefühl, an einem Ort gelandet zu sein, an dem jemand der Öffentlichkeit Zugang zu persönlichen Projekten gewährt. Zu Dingen, deren Schalk und Schönheit man sich kaum entziehen kann.
Auch von Geschichten wimmelt es in diesem Raum. Etwa von derjenigen der Vasen, denen Koeberle einst wegen ihrer Grösse und ihres Gewichts ein paar Henkel gönnte. Und da diese wie Augen aussahen und das ganze Blumengefäss wie ein Gesicht, haben die Vasen jetzt eben auch noch Nase und Mund. Und sind ein Verkaufsrenner von L’Elefantino. Hergestellt werden sie in einer Manufaktur in Apulien, die der Designerin empfohlen worden war. Während sie sich dort zum ersten Mal umsah, brachten sie die farbigen Tonglasuren auf die Idee mit den Tellern – und schon war ein neues Projekt geboren.
Sie stört sich auch nicht daran, dass gewisse Projekte nie umgesetzt werden und einfach versanden: «Das gehört dazu.»
Oder die geflochtenen Schlüsselanhänger aus Japan: Sie sind nur deswegen Schlüsselanhänger, weil Koeberle fand, dass die seit Jahrhunderten von Hand gefertigten Kimonogürtel umgenutzt werden könnten. So reiste sie in die Grüntee-Region unweit von Kyoto und gewann das Vertrauen des Geschäftsführers.
Die Designerin liebt diese Geschichten, liebt den Austausch mit den Herstellern. Und sie stört sich auch nicht daran, dass gewisse Projekte nie umgesetzt werden und einfach versanden: «Das gehört dazu.»
«Meine Sachen haben Fans auf der ganzen Welt.»
Angefangen hat das alles vor rund zehn Jahren. «Ich hatte die Idee, Baumwolltücher zu designen und diese in einer der letzten Buntwebereien im Toggenburg herstellen zu lassen.» Von da an ging es langsam weiter: Jedes Jahr ein neues Produkt, jedes Jahr ein wachsender Kreis von Stammkund*innen.
Die Ideen stammen aus Zürich, die Waren aus verschiedensten Ländern – genauso wie die Kund*innen. «Da hat Instagram viel bewirkt», sagt Koeberle. «Irgendwie haben meine Sachen Fans auf der ganzen Welt gefunden.» Mittlerweile schickt L’Elefantino die bunten Teller auch in die USA, nach Dänemark oder nach Indien.
Mitten im ersten Lockdown fand sie den Raum am ruhigen Ende der Arbenzstrasse, im Schatten einer grossen Privatschule. Ohne richtige Schaufenster, dafür mit viel Grün, viel Licht, viel Charme. Seitdem hat das Elefäntchen noch mal einen Sprung nach vorne gemacht. Und scheint schon zum nächsten Gump anzusetzen.