Casa del Gato

Das «Casa del Gato» von Simge Aglamaz ist das erste Katzencafé des Landes: Der Raum, in dem die Gäste Kaffee trinken, ist zugleich das Zuhause von fünf Katern.

«Wir machen sicher kein Katzencafé!», sagte Simge Aglamaz einmal. Doch weil zwei Katzen ihr eigenes Leben unverhofft entschleunigten, beschloss sie kurze Zeit später: Das sollte man mit anderen Leuten teilen. Die Geschäftsführerin des ersten Schweizer Katzencafés hat mit ihrem «Casa del Gato» in Wiedikon einen Ort geschaffen, an dem die Bedürfnisse von fünf Katern respektiert werden.

Eigentlich ist Simge Aglamaz überhaupt kein Katzenmensch: Weder wuchs sie mit Katzen auf noch hatte sie welche als Erwachsene. Sie arbeitete im B2B-Marketing und Haustiere waren kaum je ein Thema. Bis die junge Frau die Handbremse ziehen musste. Aus gesundheitlichen Gründen machte sie eine Pause und sehnte sich nach Entschleunigung. Während sie ihr Arbeitspensum reduzierte, legte sich ihr Partner zwei Katzen zu – British Shorthair, eine plüschige, ruhige Katzenrasse. Nur: Simges Partner konnte die Katzen nicht bei sich zu Hause beherbergen. Also kamen sie zu Simge.

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«Zuerst war ich etwas hässig», erzählt sie. «Aber dann war ich es, die sich in die beiden Büsis verschossen hat.» Je mehr ihr die Samtpfoten ans Herz wuchsen, desto stärker änderten sich ihre Prioritäten: «Mit der Zeit ging ich nur noch zwei, drei Tage in die Ferien statt zwei, drei Wochen. Im Ausgang war ich nicht mehr so lang, und nach dem Feierabend kam ich sofort nach Hause.» Am wichtigsten aber war: Die beiden Katzen gaben Simge die Entschleunigung, nach der sie sich gesehnt hatte.

«Geplant war das ursprünglich nicht.»

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Dies alles erzählt Simge Aglamaz in einem Innenhof in Wiedikon. Im Hintergrund klettern zwei Kater einen Zaun hoch, ein anderer stromert zwischen Café-Besucherinnen umher. Das «Casa del Gato» ist das erste Katzencafé in Zürich, und Simge ist die Geschäftsführerin. Das war ursprünglich nicht der Plan. «Als mein Freund und ich uns eine Doku über Katzencafés ansahen und er mir vorschlug, ein solches zu eröffnen, fand ich: Spinnst du? Wir machen sicher kein Katzencafé!»

Aber die Idee blieb hängen, und sie zog weitere Ideen nach sich. Simge wusste inzwischen: Katzen machen sie glücklich. Ehe sie es sich versah, plante sie vom Standort bis zum Logo alles, was es für das erste Schweizer Katzencafé bräuchte. Und obwohl es einige Hinweise gibt, dass schon andere Katzenbegeisterte vor ihr dieselbe Idee hatten, war das «Casa del Gato» dann das erste Café dieser Art in der Schweiz, das auch tatsächlich eröffnete.

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Bis dahin dauerte es allerdings, denn auf so etwas waren die Behörden nicht vorbereitet. Simge telefonierte mit Tierheimen, Veterinär*innen, Tiertrainer*innen, holte Meinungen und Empfehlungen ein: Welche Katzenrassen eignen sich dafür, in einem Café zu hausen? Welche Geschlechterverteilung ist am besten für die Dynamik? Wie viele Büsis sollen es sein, damit sie sich aufgehoben fühlen und gleichzeitig genug Platz haben?

«Das Konzept aktualisierte ich über ein Jahr hinweg immer wieder», erzählt Simge. Im Dezember 2020 zogen dann fünf Kater ein: das Brüder-Trio Leonardo, Tiego und Juan der Rasse Maine Coons und die beiden Britisch Kurzhaar Cesar und Pedro. Drei Wochen lebten sich die Kater in der neuen Umgebung ein. Dann wurden erstmals fremde Menschen in den Lockdown-tauglichen Take-away-Betrieb des Casa del Gato gelassen. Die fünf Miezen reagierten neugierig und begeistert.

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«Wir versprechen nichts, was die Interaktion mit Katzen angeht.»

Dass Kund*innen mittlerweile nicht nur Take-away abholen, sondern auf den rund 20 Innen- und 20 Aussenplätzen auch sitzen, scheinen die Kater zufrieden zu gestatten. Sie wirken ruhig und verspielt. Ein abgetrenntes, 5 Quadratmeter kleines Zimmer ermöglicht ihnen menschenfreie Ruhe – doch am liebsten entspannen sich die fünf Fellnasen in der Nähe der Kund*innen, berichtet Simge. Was nicht heisst, dass es nicht klare Regeln gibt, wie die Katzen zu behandeln sind. Sie zu wecken oder ihnen hinterherzugehen, wenn sie sich einem anderen Ort zuwenden, ist beispielsweise tabu. «Einzelne Kund*innen kommen mit zu hohen Ansprüchen in ein Katzencafé», findet Simge. «Wir versprechen nichts, was die Interaktion mit Katzen angeht, und wir verkaufen auch nicht Zeit, die man mit Katzen verbringt.

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Auch unsere Preise sind gleich wie in anderen Cafés.» Während andere Katzencafés teilweise Eintritt verlangen, verzichtet das Casa del Gato darauf – auch, um die Erwartungen an die Büsis zu schmälern. Bestellt wird an der Theke, damit der Boden den Katern statt dem Servicepersonal gehört. Übrigens gibt es nicht nur einen menschenfreien Katzenteil, sondern auch einen katzenfreien Menschenteil: Die Küche ist für die fünf Büsis nicht zugänglich.

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Zwischen den Secondhand-Möbeln, den Kaffee trinkenden Katzenliebhaber*innen und den fünf neugierigen Katern ist Simge glücklich. «Ich werde oft gefragt, warum es überhaupt ein Katzencafé braucht», erzählt sie. «Die Wahrheit ist: Mir schenken diese Tiere innere Ruhe. Und diese Erfahrung will ich weitergeben.»

Adresse

Casa del Gato
Kehlhofstrasse 4
8003 Zürich
Website
+41 44 300 10 20

Öffnungszeiten

Mittwoch bis Sonntag, 10–20 Uhr
Montag und Dienstag geschlossen

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