Fischerstube

Ein imposantes, meterhohes Dach aus graubraunem Schilf, schwere Metallpfähle, die direkt im Wasser verankert sind, eine Aussicht über den blauen Zürichsee und bis auf die Berge im Hintergrund. Wer am Zürihorn vorbeischlendert, dem sticht die renovierte Fischerstube und ihre besondere Bauweise garantiert sofort ins Auge. Seit der Landesausstellung von 1939 steht der ursprüngliche Holzpfahlbau hier am Zürihorn. Damals war der Bau zusammen mit der Fischerhütte gleich nebenan eine der Hauptattraktionen der Landi. Stube und Hütte wurden nach der Ausstellung ins Inventar der schützenswerten Bauten aufgenommen und durften bleiben.

«Knapp zwanzig Jahre konnten sich die Zürcher daran erfreuen. Dann aber brannte der Bau 1956 komplett nieder», erklärt Gregory von Graffenried, der sich als Assistent der Geschäftsleitung um die neu eröffnete Fischerstube kümmert. «Nach dem Brand 1956 wurde das Gebäude im selben Stil wiederaufgebaut. Im Lauf der 2000er-Jahre wurden dann aber viele der Holzpfähle morsch, der Einsturz drohte.» Also beschloss die Stadt die Sanierung. Knapp zwei Jahre lang wurde gehämmert und gebohrt. «Für das historische Dach wurde Schilf aus der Slowakei importiert, dänische Schilfbauexperten extra hierfür eingeflogen», so Gregory.

Seit dem 1. Juli 2021 hat die Fischerstube – oder besser gesagt: das Fischerdorf – seine Türen wieder geöffnet. Dorf deshalb, da neben Stube und Fischerhütte nun auch Steg, Garten, Veranda, Kiosk, Lounge und Terrasse für Besucherinnen und Besucher offen stehen. «Die kulinarischen Angebote unterscheiden sich jeweils leicht voneinander. Jeder Teil des Dorfes hat seine eigenen Vorzüge», erklärt von Graffenried. So gibt es in der Fischerstube zum Beispiel echte Klassiker wie Zander-Knusperli und Wiener Schnitzel, aber auch jede Menge vegetarische Gerichte.

«Wir wollen eine ausgewogene Karte anbieten und haben sowohl Fisch, Fleisch als auch Veggie im Angebot.» Im Fischergarten und im Kiosk arbeitet man hingegen mit Selbstbedienung. Hier gibt es etwas einfachere Gerichte, etwa frische Salate, saftige Burger, Pommes sowie hausgemachte Glace und Torten. «Und die Fischerhütte ist vor allem für Events und Feiern der perfekte Ort, direkt auf dem Zürichsee», so Gregory.

Der Stadtverwaltung – aber auch den Betreibern – sei es wichtig gewesen, dass das Fischerdorf wieder ein Ort für ganz Zürich wird. «Sowohl vom Preisniveau als auch von der Küche her sollen sich hier alle willkommen fühlen. Hier soll sich auch der Arbeiter aus Schwamendingen ein Abendessen leisten können, ohne dass er 500 Franken liegen lassen muss», erklärt Gregory das Konzept. Zudem wollte man das Fischerdorf nicht zupflastern mit geschlossenen Gesellschaften. «Wir wollen unseren Gästen nicht jeden Samstag sagen müssen, dass wieder kein Platz frei ist, weil irgendein privater Event stattfindet. Für Veranstaltungen haben wir ja die Fischerhütte nebenan.»

Dabei setze man im gesamten Betrieb auf Nachhaltigkeit und regionale Kost. Fast sämtliche Produkte kämen aus der Schweiz. «Wir versuchen, lokal einzukaufen und mit lokalen Partnerinnen und Partnern zusammenzuarbeiten», sagt Gregory. Das Mehl komme zum Beispiel aus Wollishofen, die Eier aus Thalwil, viele der Weine vom gegenüberliegenden Ufer des Zürichsees. «Ausserdem machen wir sehr viel selbst – egal, ob Pasta, Ravioli, Dressings, Eistee oder Schoggikuchen.»

Das Fischerdorf – mit neuer Veranda und Terrasse, dem Steg für Besucher:innen per Boot, dem schattigen Garten und der herzigen Fischerhütte – soll allen genau das bieten, wonach sie suchen. «Wir wollen ein Ort werden, an dem sich Bewohner:innen Zürichs, aber auch Touristen wohlfühlen. An dem man mit Freunden und Familie gut essen gehen kann oder aber nur ein Bier oder eine Glace im Garten geniesst.»