Shui Tang

Die gebürtige Taiwanesin Meng-Lin Chou weckt in ihrem Altstadt-Teehaus die Sinne ihrer Kunden.

Im kleinen Laden gibt es hochwertige Tees zu kaufen. Besitzerin Meng-Lin Chou berät ihre Kundschaft eingehend. Denn die Getränke können mehr als nur den Durst stillen: Sie vermitteln beispielsweise Klarheit oder Geborgenheit.

Das Teehaus Shui Tang liegt verborgen an der schmalen Spiegelgasse. Wer es betritt, fühlt sich nicht wie in einem Verkaufsgeschäft, sondern wie in einer Stube: Eine Gruppe ist in eine Teerunde versunken, geniesst, erzählt, hört zu. Ladenbesitzerin und Gastgeberin Meng-Lin Chou berichtet von ihrer letzten Reise nach Tawain, während sie das Getränk zubereitet. Es zieht Meng-Lin immer wieder in ihr Heimatland zurück. Aus ihm stammen auch all die Teesorten, welche hinter ihr in silberfarbenen Dosen im Gestell stehen. Geübt giesst Meng-Lin die goldene Flüssigkeit, die sie aus den Blättern eines dreihundert Jahre alten Baumes gebraut hat, in eine traditionelle Teeschale.

Denn in den Gestellen stehen nur hochwertige, exklusive Tees.

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Meng-Lin absolvierte ihre Ausbildung zur Teemeisterin in Taiwan. Ihre Liebe zum Tee entdeckte sie jedoch während eines Sprachaufenthalts in England. «Ich habe damals sehr viel Earl Grey getrunken», erzählt die Ladenbesitzerin. Eine Teesorte, die es jetzt im Shui Tang weder zu verkosten noch zu kaufen gibt. Denn in den Gestellen stehen nur hochwertige, exklusive Tees. So findet man zum Beispiel Pu-Er, gewonnen aus den Blättern von jahrhundertealten Bäumen. Zudem gibt es eine Auswahl an hochwertigem Oolong – grünem, weissem, gelbem und rotem Tee – zu entdecken. Die Teeschalen und Krüge, die Meng-Lin für die Zeremonien verwendet und verkauft, sind ebenfalls keine Massenware, sondern in Handarbeit gefertigte Einzelstücke aus Asien.

Das Sortiment im edlen Teehaus entspricht längst nicht jedem Geschmack. Doch es sei fast wie mit Wein — Kenner und Liebhaber wüssten die erlesene Auswahl zu schätzen und seien auch bereit, einen angemessenen Preis dafür zu zahlen, meint Meng-Lin. Sie erklärt: «Dinge mit Charakter haben durchaus ihren Platz in dieser Welt.»

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Meng-Lin studierte in Taiwan und Deutschland Soziologie sowie Germanistik. Ursprünglich wollte sie an der Universität Konstanz forschen. «Ich habe mich immer für Kulturaustausch interessiert», sagt sie. Doch im akademischen Rahmen hat dieser Austausch nicht so stattgefunden, wie es sich Meng-Lin gewünscht hätte. Anders beim Tee. «Denn sein Duft öffnet auch die Sinne», meint Meng-Lin. So beschloss sie, die Laufbahn zu wechseln. Da sie bereits wichtige Kunden in der Schweiz hatte, kam die Teemeisterin schliesslich nach Zürich.

«Shui Tang» bedeutet «Ort des schönen Wassers».

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«Shui Tang» bedeutet «Ort des schönen Wassers» oder auch «Ort der schönen Energie». Denn das Wasser sei in der chinesischen Kultur der Ursprung der Energie, erklärt Meng-Lin. Und Kraft suchen würden oft auch Kunden, die das Teehaus besuchen. So spiegelten die am häufigsten gekauften Teesorten die Bedürfnisse der Gesellschaft wider: «Die beliebtesten Sorten sind solche, die Klarheit vermitteln, oder solche, die Geborgenheit schenken», erzählt Meng-Lin. Denn jeder Tee hat eine eigene Wirkung. Je nach Verfassung empfiehlt die Teemeisterin eine andere Sorte: Mal darf es ein erfrischender Tee mit floralem Geschmack sein, mal braucht es eine wärmende, malzig-herbe Art. Um das Wissen über Tee weiterzugeben, bietet Meng-Lin ausserdem auch Kurse und Seminare an. Dabei wird die Kunst der Teezeremonie gelehrt, Tee degustiert und darüber diskutiert.

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«Die Klimaerwärmung und die Überpflückung sind eine Katastrophe für den Tee», erzählt Meng-Lin. Sie selbst bezieht ihn nur über ausgewählte Lieferanten. Sie kennt die gepflegten Gärten und Wälder mit den hundertjährigen alten Bäumen. Für Meng-Lin ist es wichtig, dass die Teeblätter nicht nur von Hybriden-Pflanzen stammen, sondern auch von solchen, die meist wild direkt aus Samen gewachsen sind. Diese sind am Ende nachhaltiger, allerdings auch besonders anfällig auf Umwelteinflüsse. Doch selbst wenn die Zukunft des Tees unklar bleibt – Meng-Lin hat ihren Platz gefunden. «Ich war eine Wanderin, doch als ich das erste Mal eine Chanoyu-Teezeremonie machte, hatte ich das Gefühl, angekommen zu sein», erzählt sie und fügt an: «Nun möchte ich, dass der Tee Wurzeln in Zürcher Boden schlägt.»

Adresse

Shui Tang
Spiegelgasse 25
8001 Zürich
+41 44 555 91 61
Website

Öffnungszeiten

Dienstag bis Freitag, 11–18.30 Uhr
Samstag, 11–16 Uhr