Edward Whymper wollte als Erster aufs Matterhorn, Thomas Mann schrieb Weltliteratur über Davos und Mark Twain war nicht nur auf der Rigi. Die Motivation in die Schweiz zu reisen, trieb im 19. Jahrhundert die unterschiedlichsten Blüten.

In Anbetracht der Motivation früherer Besucherinnen und Besucher, die unser Land bereisten, wäre es wohl etwas weit gegriffen, von frühem Tourismus zu sprechen.

Lord Byron beispielsweise, war auf der Flucht vor diversen Skandalen, als er 1816 Zuflucht am Genfersee fand. Gerüchten zufolge flüchtete Komponist Richard Wagner vor seinen Gläubigern in die Schweiz. Andere sahen in der Besteigung unserer Berggipfel den einzigen Grund, hierher zu kommen und nebenbei politische Werbung für ihr Land zu betreiben. Im Rennen um die Erstbesteigung des Matterhorns zum Beispiel, welches der Engländer Edward Whymper 1865 vor den Italienern gewann, galt der fragwürdige Ruhm, – vier seiner Begleiter kamen ums Leben – England.

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Edward Whymper, englischer Bergsteiger, Autor und Illustrator (Wikimedia)

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Lord Byron auf einem Gemälde von Thomas Phillips, 1813 (Wikimedia)

Obwohl Gegenteiliges behauptend, war die Erstbesteigung des Eigers durch die schwierige Nordwand 1938 durch ein deutsch-österreichisches Team nebst der enormen Leistung der vier Bergsteiger auch eine willkommene Propaganda des Deutschen Reichs. Nach zwei tödlich verlaufenden Versuchen durchquerten Heinrich Harrer, Andreas Heckmair, Fritz Kasparek und Ludwig Vörg die Wand erfolgreich und standen so – gemäss Interpretation – für die erfolgreiche Wiedervereinigung der beiden Länder.

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Dieser Artikel ist ursprünglich auf dem Blog des Landesmuseums erschienen. Dort gibt es regelmässig spannende Storys aus der Vergangenheit. Egal ob Doppelagent, Hochstapler oder Pionier. Egal ob Künstlerin, Herzogin oder Verräterin. Tauche ein in den Zauber der Schweizer Geschichte.

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Weniger wegen der Faszination der Berge als vielmehr der Höhe wegen entstanden ab dem 19. Jahrhundert zahlreiche Höhenkliniken in Davos und in Leysin. Zahlreiche an Tuberkulose, der sogenannten «Schwindsucht», Erkrankte fuhren für Wochen oder Monate in die Schweizer Berge zur Heilung. Mit seinem Zauberberg schuf der deutsche Schriftsteller Thomas Mann der höchstgelegenen Stadt der Schweiz ein Denkmal. Nicht so sehr zur Freude der Davoser. Hätten sie sich doch lieber im Zusammenhang mit positiven Attributen als der oft tödlich verlaufenden Lungenkrankheit gesehen. So wie beispielsweise das Engadin.

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Postkarte vom Sanatorium in Leysin, um 1900 (Schweizerisches Nationalmuseum)

Was an der Geschichte rund um den cleveren Hotelier Johannes Badrutt aus St. Moritz wahr ist, weiss niemand so genau. Aber die Story wird folgendermassen erzählt: 1864 beklagte sich bereits im Herbst eine Handvoll englischer Gäste über den unweigerlich kommenden Winter. Badrutt versprach ihnen jedoch ein Engadin mit Sonnenschein, dazugehörenden angenehmen Temperaturen und einem traumhaften «Winterwonderland». Dem Zeitgeist entsprechend wurde gewettet. Badrutt forderte die Engländer auf, im Dezember wiederzukommen. Sollte er zu viel versprochen haben, werde er für die gesamten Reisekosten aufkommen. Die Legende erzählt, dass er gewonnen habe und damit den Beginn des Wintertourismus in der Region einläutete.

Mit seiner Erzählung Besteigung des Riffelberg schrieb der Amerikaner Mark Twain 1878 eine witzige Parodie auf den Wahn überall als Erster oder Erste oben auf dem Berg zu sein. Mitte des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts waren wochenlange Aufenthalte der illustren Gäste in einschlägigen Tourismuszentren wie Graubünden oder der Innerschweiz keine Seltenheit. Dabei gingen der Gesellschaft auch mal die Ideen aus. In der Sonne liegen und die reine Bergluft einatmen, kann ganz schön langweilig sein. So schrieben die einen Weltliteratur, andere liessen sich mit den soeben erstellten Bergbahnen in die Höhe tragen.

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Mark Twain auf einer Fotografie von 1890 (Wikimedia)

«Sich wie zuhause fühlen.» Das schrieben sich die Tourismusverantwortlichen auf die Fahne und boten dazu ein vielseitiges Unterhaltungsprogramm an: Skifahren, Schlittenfahrten und Konzerte in den Kursälen der Nobelorte gehörten zu den Angeboten. Zusätzlich wurden auch allerlei skurille Aktionen durchgeführt. In Flims und Maloja wurde beispielsweise ein Casino in den Wald gebaut. Das Geschäft lief gut bis zu den beiden Weltkriegen. Diese verpassten der schnell wachsenden Branche einen empfindlichen Dämpfer. Ein Dämpfer, von dem sich gewisse Regionen nicht mehr erholten. Andere touristische Fixpunkte wie Luzern oder Zermatt bleiben jedoch Dauerbrenner. Auch ohne Mark Twain oder Edward Whymper.

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