Placart
Einst Massenware, heute Sammlerstücke: Tomas Rabara verkauft in seiner Galerie alte Werbeplakate.
Zwischen der Bahnhofstrasse und der Limmat befindet sich die wohl einzigartigste Galerie Zürichs: Im Placart von Tomas Rabara sind bis zu 130 Jahre alte Plakate erhältlich – «Zeitzeugen», wie er sagt.
Tomas Rabara ist kein gewöhnlicher Kunsthändler: Neben Werken von Le Corbusier verkauft er in seiner Galerie Placart auch Originalplakate aus den letzten zwei Jahrhunderten. «Manche verstehen erst nicht, wieso solch ein Blatt teils Tausende Franken wert sein kann», sagt Tomas. Doch originale Plakate sind keine Massenware. Zumindest nicht mehr: Der allergrösste Teil ist mittlerweile zerstört, weil die Blätter wieder überklebt oder abgerissen wurden.
«Ich war schlicht fasziniert.»
Tomas Rabara
«Dass überhaupt einige wenige Exemplare bis heute überlebt haben und erhältlich sind, ist mehr oder weniger Zufall», erzählt Tomas. Sogar Plakate von namhaften Künstler*innen wie Max Bill oder Ferdinand Hodler sind heute kaum mehr erhältlich. Sie sind Sammler*innen deshalb viel wert.
Nur die wenigsten Blätter sind erhalten.
«Natürlich habe ich auch Plakate für einige Hundert Franken im Angebot», fügt Tomas hinzu. Massgebend für den Preis sind neben der Urheberschaft und der Seltenheit auch das Sujet sowie der Zustand: «Kleinere Risse haben jedoch praktisch alle Plakate», erklärt der Galerist. Schliesslich seien sie auf dünnem, günstigem Papier gedruckt worden. «Sie sollten ja bloss ein paar Wochen überleben.»
Tomas kennt die Geschichte hinter vielen Plakaten.
Seit jeher werben Plakate für Produkte, touristische Ziele, Ausstellungen und Dienstleistungen. «Es sind Momentaufnahmen des Zeitgeists», sagt Tomas. Immer wieder recherchiert er die Geschichte hinter seinen Plakaten. Jenes mit dem Schriftzug «Gordon-Bennett» etwa warb 1909 für das internationale Ballon-Rennen, das bis heute durchgeführt wird. Damals starteten die Ballone in Zürich – zum vierten Mal überhaupt. «Das war ein Riesenspektakel», weiss Tomas, «Zehntausende strömten zum Startgelände beim Gaswerk in Schlieren.»
Besonders gefragt sind touristische Plakate. «Sie haben eine ganz besondere Aura», findet er. Er selbst sei noch auf der Suche nach einem Plakat aus dem Jahr 1928, das für die Gornergrat-Bahn warb, und erklärt: «Das Motiv war auf der ersten Postkarte, die mir meine spätere Frau geschickt hat.» Damals arbeitete Tomas noch in der Medienbranche: «Nichts deutete darauf hin, dass ich mal eine Galerie haben würde!»
2006 wollte Tomas seiner Frau etwas zur Geburt ihres ersten Kindes schenken. «Sie ist ein grosser Le-Corbusier-Fan», erzählt er, «doch eine Zeichnung lag finanziell nicht drin, wie ich bald merken musste.» Deshalb entschied er sich für eine handsignierte Originalgrafik. Bis er die passende fand, setzte sich Tomas intensiv mit dem Leben und Schaffen von Le Corbusier auseinander: «Ich war schlicht fasziniert.» Hobbymässig begann er, mit Lithografien zu handeln – darunter waren auch einige Plakate, die Le Corbusier für die eigenen Ausstellungen entworfen hatte. 2010 eröffneten Tomas und seine Frau eine Galerie in Schaffhausen. Als der Nachwuchs älter wurde, verlegte Tomas das Geschäft nach Zürich: 2018 eröffnete er Placart, gleich neben der Bahnhofstrasse. «Die Lage ist ein Glücksfall», sagt er.
Tomas ist einer der jüngsten Plakathändler weltweit. «Die meisten sind weit über 60», berichtet er. Dass sich die kommenden Generationen nicht mehr für originale Plakate interessieren werden, glaubt Tomas nicht. Schliesslich werden nach wie vor überall auf der Welt Ausstellungen und Bücher über Plakate lanciert. Er selbst wurde erst kürzlich angefragt, Texte für eine Buchserie zu verfassen. «Zudem darf man nicht vergessen: Plakate können durchaus auch als Wertanlage dienen.»
Adresse
Placart
Werdmühlestrasse 5
8001 Zürich
+41 44 221 97 78
Website
Öffnungszeiten
Dienstag und Mittwoch, 11–13.30 Uhr, 14–19 Uhr
Donnerstag und Freitag, 11–13.30 Uhr, 14–20 Uhr
Samstag, 10–17 Uhr