Kafi Dihei
Vom Schulmädchen bis zum Bauarbeiter: Im Café von Geraldine Gschwend und Sabinska Binswanger fühlen sich alle wie in Grossmutters Stube.
In ihrem Kafi Dihei bieten Geraldine Gschwend und Sabinska Binswanger einen Ort, an dem sich jeder wie zu Hause fühlt – verwöhnt werden die Gäste mit allem, was die beiden Gastronominnen selbst am liebsten essen. Nur einer verabschiedete sich leider viel zu früh: Zwerg Mohamed.
Beim Kafi Dihei werden die Gäste draussen von den Spatzen begrüsst, die in der üppigen Kletterpflanze sitzen. Im Innern des Cafés warten noch mehr Vögel – als Tonfiguren schauen sie von den Gestellen den Gästen beim ausgiebigen Frühstück zu oder stehen als kleine Salz- und Pfefferstreuer bereit. Sie passen ins Ambiente des Kafi Dihei, zu den Biedermeiermöbeln und dem filigranen Teeservice, bei dem man fast das Bedürfnis verspürt, beim Trinken den kleinen Finger abzuspreizen, wie es der Adel früher tat. Dabei fühlt sich im kleinen Kafi aber niemand fehl am Platz – im Gegenteil. «Wir wollten ein einladendes Café, eins, in dem sich alle wohlfühlen», erzählt Mitbesitzerin Sabinska Binswanger. Das gelang ihr und Geraldine Gschwend auch: In einer Ecke vertieft sich eine elegant gekleidete Geschäftsfrau in ein Buch, in einer anderen kichern zwei Schülerinnen über ihrem Tee und in der Mitte geniesst ein Bauarbeiter seinen Kafi Crème mit Gipfeli.
«Ach, fuck this, let’s open a cafe!»
Kennengelernt haben sich Geraldine und Sabinska bei der Arbeit an einer Bar. Eines morgens um vier, nach einer langen Arbeitsnacht, meinte Geraldine zu Sabinska: «Ach, fuck this, let’s open a cafe!» Sabinska gefiel diese spontane Idee. Durch Glück und den Tipp einer Kollegin fanden die zwei Frauen das richtige Plätzchen. Als Geraldine das erste Mal mit dem Velo in die Strasse eingebogen sei, sei gerade die Sonne zwischen den Häusern aufgegangen. Sie habe genau das Lokal und die Sitzplätze beschienen und Geraldine dachte: «Wenn es dieses Lokal ist, müssen wir es haben.»
Auch Sabinska war schnell davon überzeugt. Sie stammt eigentlich aus der 5-Sterne-Gastronomie. «Ich habe damals viel gelernt, es war eine spannende Zeit.» Zurück möchte sie aber nicht, der Perfektionsdruck war ihr zu extrem. «Im Kafi Dihei muss ich mich nicht verstellen und kann mich selbst sein.» Auch würde nur noch serviert, was Geraldine und ihr selbst schmecke; hausgemacht, versteht sich.
Rosentapete, bestickte Kissen, Ölbilder in Holzrahmen, geblümtes Geschirr – Geraldine und Sabinska hören häufig, das Kafi Dihei wirke wie die Stube einer Oma. Das Geschirr und die Einrichtung haben sie aus Brockenhäusern zusammengetragen. Einiges haben ihnen auch die Gäste geschenkt. «Sie finden das Konzept toll und bringen uns so viel Geschirr, dass es uns nun beinahe den Keller füllt», sagt Geraldine. Das sei aber auch praktisch, denn hin und wieder gehe die eine oder andere Tasse zu Bruch.
Sabinska fand Zwerg Mohamed in einem Möbelhaus in Marokko. «Er lag unglücklich in einer Wühlkiste, da nahm ich ihn mit und gab ihm hier ein Dihei.»
Kaputt ging leider auch das Kafi-Dihei-Maskottchen: Gartenzwerg Mohamed. Eben noch bewachte er tapfer den Eingang, schon landete der Zwerg durch die ungeschickte Handbewegung einer Mitarbeiterin am Boden. Ein gerahmtes Bild erinnert nun an ihn. Sabinska fand Zwerg Mohamed in einem Möbelhaus in Marokko. «Er lag unglücklich in einer Wühlkiste, da nahm ich ihn mit und gab ihm hier ein Dihei.»
Eine Art Zuhause wurde das Kafi auch für einige Gäste. Sie kommen regelmässig an bestimmten Tagen. «Es ist schön, wenn ich zum Beispiel sehe: Oh, das sind ja Erich und Sven, es muss also wieder Samstag sein. Es ist schon fast ein bisschen wie Familie», sagt Geraldine.
Am Wochenende wird es manchmal sehr laut in dem kleinen Raum, doch selbst dann schwärmen die Gäste von der Gemütlichkeit im Kafi Dihei. Auch für Partygänger ist das Kafi morgens eine direkte Anlaufstelle, wenn sie am Wochenende zum Beispiel von Friedas Büxe hierherwanken. Für diesen Fall gibt es den zMorge-Dihei-Kater-Teller: mit Ei, Speck, Wedges, Zwiebelmarmelade und hausgemachtem Brot. «Damit kommt man nach einer durchzechten Partynacht schnell wieder auf die Beine.» Das Kafi ist eben für alle da.
Adresse
Kafi Dihei
Zurlindenstrasse 231
8003 Zürich
+41 44 557 43 48
Website
Öffnungszeiten
Montag, Mittwoch bis Freitag, 8.30–22 Uhr
Samstag bis Sonntag, 9–18 Uhr